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Die Probleme des Rechtextremismus, der Fremdenfeindlichkeit und Gewalt gehen die gesamte Gesellschaft etwas an. Dafür gibt es „basta“ die Kommunikations- und Lernplattform gegen Gewalt und Extremismus. Immer wieder kommt es zu Vorfällen, in denen die zivilisierte Grenzen des Miteinander überschritten werden und jene Formen der Gewalt zum Ausdruck kommen, durch die Menschen zu Schaden kommen. Das kann schon in vermeintlich einfachen Formen auf verbale Art beginnen und mitunter sogar tödliche Ausgänge finden.
Umso wichtiger ist es, dass eine Gesellschaft lernt, mit diesen Themen umzugehen und ihre Verantwortung wahrnimmt. Das muss schon bei Kindern und Jugendlichen beginnen. An diese richtet sich auch das Arbeitsmaterial, das durch das Projekt “basta – Nein zur Gewalt” erarbeitet worden ist. Hier können Schüler lernen, wo ihre persönliche Verantwortung beginnt, die ein Grundgerüst der modernen Demokratie bildet. Das Thema ist zeitlos und doch hochaktuell. In diesem Artikel gibt es alles Wissenswerte zu diesem wichtigen Projekt.
Das gesamte Projekt “basta – Nein zur Gewalt” ist eine Zusammenarbeit vom Bundesministerium des Innern mit der Arbeitsgemeinschaft Jugend und Bildung e. V. und soll eine Antwort auf die jüngst angestiegenen Gewalttaten sein, die vor allem aus dem rechtsextremistischen Spektrum verzeichnet wurden. Es zeigt sich, dass Politik und Polizei diesem Problem nicht alleine Herr werden können, entsprechend wird immer häufiger die sogenannte Zivilcourage berufen, doch die muss sich erst einmal bilden. Gerade für junge Leute können manche Themen noch sehr komplex sein und die Frage nach der eigenen Verantwortung nicht so leicht zu beantworten. Wie ist der richtige Umgang mit der Gewalt, die auch subtil beginnen kann?
Fremdenfeindlichkeit, Rechtsextremismus und Gewalt sind Geschwüre in einer demokratischen Gesellschaft, die die Grundordnung unterwandern und für instabile Verhältnisse sorgen. Die Freiheit, leben zu können, wie man möchte, beruht auf der Freiheit und Abwesenheit von Gewalt. Niemand soll fürchten müssen, von anderen Menschen bedroht oder verletzt zu werden. Was eine Selbstverständlichkeit sein sollte, ist leider nicht immer die Realität. Viele Menschen mit ausländischem Hintergrund erfahren regelmäßig Gewalt, die zwar subtil beginnen, aber auch bis zum Tode führen kann. Das sind Zustände, die nicht hinnehmbar sind und eine Herausforderung für die gesamte Gesellschaft darstellen.
Vor jeder Form der Gewalt stehen meist Vorurteile. Bei einem Vorurteil handelt es sich um eine Einordnung zu einem Thema oder Person, der keine gründliche Beschäftigung vorausgegangen ist. Man urteilt also im Vorfeld, ohne genau zu wissen, ob es stimmt oder nicht. Vorurteile sind bis zu einem gewissen Grad natürlich, doch ihre gefährliche Natur erhalten sie vor allem auch deshalb, weil sie dazu führen, dass Menschen auch vermeiden, ihre eigenen Vorurteile aufklären zu lassen. Das Urteil ist also etwas Abschließendes, sodass sich Menschen entsprechend weigern, überhaupt Gegenargumente gelten zu lassen.
Schon Albert Einstein formulierte treffend, dass ein Vorurteil schwerer zu spalten sei als ein Atom. Und genau dieses Problem lässt sich auch immer wieder im Alltag antreffen. Rechtsextremismus beruht meist auf Fremdenfeindlichkeit, die wiederum auf Vorurteilen beruht. Gruppen und Menschen haben bestimmte Bilder von anderen Menschen im Kopf. Beispielsweise gegenüber Menschen mit ausländischen Wurzeln. Gleichwohl können auch Vorurteile von ausländischen Menschen gegenüber Deutschen bestehen. Das ist eine grobe Vereinfachung der Sicht, aber lässt sich so immer wieder erkennen. Doch statt Aufklärung entsteht oft eine Vertiefung dieser Vorurteile.
Statt also im Sinne eines aufgeklärten Geistes zu überprüfen, ob das eigene Vorurteil der Realität entspricht und ob man es abwandeln kann, verleumdet man das Thema, vermeidet den Kontakt mit den entsprechenden anderen Menschen und beginnt mit der Diskriminierung. Dadurch festigt sich die eigene Sichtweise noch, sodass eine Spirale aus falschen Sichtweisen entsteht. Irgendwann wandelt sich die rein psychische Sichtweise in physische Gewalt. Die kann verbal beginnen, dann aber auch in körperliche Gewalt übergehen. Und mit jedem Schritt wird es schwerer, dem Vorurteil angemessen zu begegnen. Eine große Herausforderung für die Zivilgesellschaft und jeden einzelnen, der diese Form der Gewalt nicht akzeptieren möchte.
Was aber kann man aktiv gegen Rechtsextremismus und Gewalt unternehmen? Das sollen die Schüler mit diesem Arbeitsmaterial lernen. Eine 9. Klasse aus Dresden, die zur Mittelschule Johannstadt-Nord gehört, hat dazu Bausteine erarbeitet. Unter anderem gilt es, dass in den Schulen mehr Aufklärung betrieben wird, wenn es um die Grundwerte der Demokratie geht. Zudem sollen gefährlichen Zonen in Städten und anderen Orten von mehr Polizeipräsenz profitieren. Auch sollte man Jugendlichen Perspektiven bieten, sodass jeder einen Schulabschluss und eine Berufsausbildung bekommen kann.
Begegnungen zwischen Jugendlichen aus Deutschland und dem Ausland sind wichtig, um Barrieren und Vorurteile abzubauen. Gleichwohl müssen aber auch Straftäter schnell und hart bestraft werden. Damit Jugendliche und Kinder gar nicht erst auf dumme Gedanken kommen können, sollen mehr Möglichkeiten geboten werden, wie diese ihre Freizeit verbringen können. Auch hat man sich für ein Verbot der NPD ausgesprochen. Das Wort Zivilcourage wurde ebenfalls genannt, die vor allem von Jugendlichen und Erwachsenen eingefordert wird.
Wichtig für die Demokratie und eine gewaltfreie Welt ist, dass Interessen friedlich durchgesetzt werden können. Es geht nicht darum, dass jeder dieselbe Meinung haben muss oder man nicht auch politisch unterschiedlich stehen kann, aber Gewalt kann nicht die Lösung sein. Insofern sollen vor allem auch Schüler lernen, wie sie konstruktiv miteinander umgehen können. Unterschiedliche Sichtweisen müssen keinesfalls der Grund für einen Streit sein. Vielmehr können sich verschiedene Meinungen auch ergänzen, sodass etwas Größeres daraus erwächst. Kommunikationsfähigkeiten, Offenheit und Konflikttraining sind wichtige Bausteine für eine gewaltfreie Gesellschaft. Das müssen natürlich insbesondere auch die Erwachsenen vorleben.
Das Magazin und die Plattform gegen Gewalt und Extremismus „basta – Nein zur Gewalt“ wurde speziell für Schüler entwickelt, denn an den Schulen gibt es immer wieder Konfliktpotenzial, aber auch die Möglichkeiten, dass Schüler lernen, wie man mit Gewalt und anderen Meinungen umgehen kann. An dem Arbeitsmaterial haben auch Schüler direkt mitgearbeitet, um ihre eigenen Sichtweisen einzubringen. Rechtsextremismus ist ein wachsendes Problem und Gewalttätigkeit ist in keiner Weise zu dulden, egal von welcher Seite. Aber damit das auch gelingen kann, brauchen Jugendliche Perspektiven und die Fähigkeiten, um Interessen auch friedlich durchsetzen zu können. Zudem ist es enorm wichtig, dass sich ausländische und deutsche Kinder und Jugendliche begegnen können, damit Vorurteile abgebaut oder gar nicht erst entstehen können.