Nun wollen auch die Volks- und Raiffeisenbanken der Bundesrepublik den Handel mit Bitcoin anbieten. Begründet wird das mit dem Argument, dass die Kunden „Selbstentscheider“ wären. Welche Auswirkungen hat diese Entscheidung der Genossenschaftsbanken?
Lange Zeit wurden Kryptowährungen nur belächelt. Banken haben sich vehement geweigert, sich mit Bitcoin und Co. auseinanderzusetzen. Auch aufgrund des schlechten Rufs und der starken Volatilität. Anfangs waren Kryptowährungen wie der Bitcoin die „Währung der Kriminellen“ im Darknet, wenig später hat der Bitcoin den Ruf gehabt, ein Spekulationsobjekt für risikoaffine Investoren zu sein. Diesen Ruf mag der Bitcoin noch immer haben, doch mit der Zeit wurde die Mutter aller Kryptowährungen auch die Alternative im Zahlungsverkehr. Etwa im Glücksspielbereich.
Es gibt viele empfehlenswerte und sichere BTC-Casinos laut Experten von Card Player, in denen Kryptowährungen als Zahlungsmethode zur Verfügung stehen. Die Glücksspielbranche hat erkannt, dass die Spieler gerne Transaktionen in Echtzeit haben wollen und anonym bleiben möchten – und das erfüllen Kryptowährungen. Aber Bitcoin und Co. werden auch von immer mehr Online Händler akzeptiert; selbst im stationären Laden kann man schon mit Kryptowährungen bezahlen. Somit ist es auch nicht überraschend, dass sich nun die Banken dazu entschieden haben, den Kurs zu wechseln – und im Sommer starten die genossenschaftlichen Banken in Deutschland damit, dass die Kunden nun auch mit Bitcoin und Co. handeln können.
Nach dem Start der Pilotphase, an der sechs Kreditinstitute beteiligt waren, möchte man nun im Sommer die breite Einführung umsetzen. Am Pilotprojekt haben die Institute aus dem Westerwald, aus Würzburg, aus Hannover, aus Nürnberg, der Südpfalz sowie aus Rottal-Inn teilgenommen. „Mitarbeiter dieser Banken haben Krypto-Wallets eröffnet und führen nun Handelsgeschäfte durch. Wir wollen die Anwendung auf Herz und Nieren prüfen, bevor wir in den Live-Betrieb mit allen Kunden gehen“, berichtete Bärenfänger.
Die Akzeptanz der genossenschaftlichen Banken kann und wird letztlich dazu führen, dass Kryptowährungen weiter an Akzeptanz gewinnen werden. Das Interesse ist seit Monaten so groß wie hoch nie – das liegt vor allem auch an der zu beobachtenden Rallye des Bitcoin: Lag der Preis der Kryptowährung im November noch bei unter 70.000 US Dollar, so übersprang der Bitcoin im Dezember erstmals die 100.000 US Dollar-Hürde – am 17. Dezember wurde das Allzeithoch mit über 108.000 US Dollar aufgestellt. Die Prognosen für 2025 sind zudem vielversprechend: Viele Experten sind davon überzeugt, dass der Preis der Kryptowährung auf über 150.000 US Dollar steigen kann, mitunter sogar in Richtung 200.000 US Dollar geht.
„Wir rechnen damit, dass Primärbanken den Handel von Kryptowährungen ab Mitte 2025 ihren Retailkunden in der Breite anbieten können“, so der zuständige Abteilungsleiter bei der DZ Bank, Markus Bärenfänger, gegenüber Bloomberg. Das genossenschaftliche Institut hat gemeinsam mit der Börse Stuttgart sowie dem IT Dienstleister Atruvia eine Handelslösung für die 700 Genossenschafts-Primärbanken entwickelt – dazu gehören etwa die Raiffeisen- und die Volksbanken. Jedes Institut entscheidet aber selbst, ob der Zugang zum Kryptomarkt freigeschaltet wird oder nicht. Aber schon jetzt zeichnet sich wohl eine sehr hohe Teilnehmerzahl ab. „Das Interesse der Banken ist groß. Ich könnte mir vorstellen, dass eine Vielzahl von Banken sich dafür entscheidet“, so Bärenfänger.
Das geplante Handelsangebot ist zu 100 Prozent auf die Banking-App der Gruppe ausgerichtet. „Hier finden beispielsweise das Onboarding und auch der Handel statt. In der Desktop-Anwendung des Onlinebankings können die Kunden zusätzlich ihre Bestände einsehen“, erklärte Bärenfänger.
Der Genossenschaftssektor schließt aber Beratungen zu Bitcoin oder anderen Kryptowährungen aus. Das deshalb, weil es noch immer hohe Risiken gibt, wenn man sich dafür entscheidet, in das noch junge Asset zu investieren. Vor allem möchte man mögliche Reputationsschäden für die anbietenden Banken vermeiden. „Es handelt sich um ein Produkt ausschließlich für Selbstentscheider“, betonte Bärenfänger.
Die Sparkassen sind noch weiter zurückhaltend, wenn es um den Handel mit Kryptowährungen geht. Vor rund 2 ½ Jahren haben die Gremien die Empfehlung ausgegeben, den Handel von Bitcoin und Co. nicht anzubieten. Jedoch gab es zuletzt erste Anzeichen, dass das Interesse im Sparkassensektor steigt. Vor allem, weil nun auch die Genossenschaftsbanken in Richtung Kryptowährungen tendieren. Die LBBW erklärte, man würde Überlegungen anstellen, das Angebot zumindest Privatkunden zur Verfügung stellen zu wollen.