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Das wohl berühmteste Dorf der Welt, Oberammergau, erzählt alle zehn Jahre von der größten Geschichte aller Zeiten. Im Jahr 1634, nach der überstanden Pest leisteten die Bewohner einen Schwur, die letzten Tage von Jesus Christ als Passionsspiel zu inszenieren. Regisseur Jörg Adolph hat dieser geheimnisvolle Mythos der Oberammergauer Passion schon immer interessiert. Als er Christian Stückl einen hochenergetischen Menschen kennenlernte, fasste er den Entschluss die Dokumentation „Die große Passion“ zu drehen.
Adolph befand sich beim Filmen mittendrin, vor als auch hinter den Kulissen. Er beobachtet Stückl mit dem Dramaturgen Otto Huber bei Text-Diskussionen. Der Film zeigt aber auch in unkommentierten Szenen die Arbeit, die hinter dem Bibelspektakel steckt und beleuchtet die Spannungen, die zwischen Kommerz und Kunst entstehen.
Jörg Adolph ist ein Autor und freischaffender Filmemacher. Für „Klein, schnell und außer Kontrolle„, sowie für „Kanalschwimmer“ erhielt er den deutschen Fernsehpreis. Mit „Der großen Passion“, bei der er auch das Drehbuch schrieb, kam im Jahr 2011 seine bisher umfangreichste Langzeitdokumentation in die Kinos. Daniel Schönauer („Die Höhle des gelben Hundes“) trug die Verantwortung über die Kinematografie. Für die musikalische Untermalung sorgten Rochus Dedler und Markus Zwink, unter anderem mit dem Werk von Siegfried Rundel „Gott zu Ehren“.
Hauptakteur in der Produktion ist Christian Stückl, ein bayrischer Regisseur und Theaterintendant. Er übernahm 1990 als jüngster Leiter die Oberammergauer Passionsspiele und hat sie gründlich reformiert. Bei „Die große Passion“ inszenierte er zum dritten Mal das Großereignis. An seiner Seite Otto Kerner und der Kostüm- und Bühnenbildner Stefan Hageneier. In der tragenden Rolle als Jesus brillierte der Pressesprecher des Münchner Volkstheaters Frederik Mayet. Insgesamt wirken bei der Aufführung 2500 Einwohner der Gemeinde Oberammergau mit.
Premiere hatte „Die große Passion“ am 17.November 2011 mit einer Lauflänge von 150 Minuten.
„Die große Passion“ ist ein Dokumentarfilm über die alle zehn Jahre stattfindenden legendären Passionsspiele in Oberammergau. Zwei Jahre begleitete Jörg Adolph, den leidenschaftlichen Theaterintendanten Christian Stückl von der Vorbereitung 2008 bis zur letzten Aufführung im Oktober 2010. Er beleuchtet die Probleme und Herausforderungen, denen sich Stöckl stellt. Denn nicht nur das Drehbuch ist zu schreiben, die Rollen zu besetzen und auf das Budget zu achten, auch mit Wirtschaftskrise und Antisemitismus muss er sich beschäftigen.
Vorhang auf für die 41. Oberammergauer Passionsspiele. Für die Bewohner des Ortes gibt es nun eine Menge zu tun. Im Jahr 1633 legten sie ein Gelübde ab. Wenn der „Herrgott“ sie von der Pest verschont, wollen sie alle zehn Jahre die letzten Tage von Jesus in Form einer Theateraufführung erzählen. Was klein anfing ist heute ein Spektakel, bei dem bis zu 500.000 Menschen aus aller Welt anreisen.
Noch zwei Jahre vor der Aufführung zerbricht sich die Gemeinde den Kopf über die Finanzierung. Hoch verschuldet kostet dieses Projekt Millionen. Doch für Christian Stückl ist Geld nicht vorrangig. Er ist ein Vollblut-Theatermensch und bei den Vorbereitung und Realisierung der Passionsspiele der eigentliche Hauptakteur. Eigentlich sollte er nach alter Familientradition, die Rolle seines Vaters übernehmen und den Kaiphas spielen. Doch er entdeckte seine Liebe zur Inszenierung von Theaterstücken und leitet in der Zwischenzeit dies Passionsspiele bereits zum dritten Mal. Für ihn ist das seit Generationen aufgeführte Spiel nicht nur prägend für Oberammergau, auch die Tradition, den Schwur vor 377 Jahren öffentlich zu erneuern, will er pflegen.
Stückl sucht das Gespräch mit den Vertretern jüdischer Organisationen. Denn bereits seit den 60iger Jahre beschweren sich jüdische Verbände über die antisemitischen Tendenzen der Aufführung. Ende der 90iger Jahre änderten Dramaturg Otto Huber und Christian Stückl das Drehbuch und reformierten es, allerdings unter der Aufsicht eines katholischen Professors. Denn gewisse Dinge sind Fakt und Jesus war nun einmal Jude.
Auf die große Bühne darf nur, dessen Geburtsort Oberammergau ist oder der bereits seit 20 Jahre Einwohner der Gemeinde ist. Selbstverständlich sind auch Christian Stückl und der Kostüm- und Bühnenbildner Stefan Hageneier Kinder dieses Ortes. Die Besetzung ist ein Politikum und es entscheidet nicht Stückl alleine, auch der Gemeinderat hat ein Mitspracherecht. Stehen die Darsteller der Hauptrollen fest, geht die Arbeit richtig los. Während sich Stückl mit den Hauptdarstellern nach Israel begibt, damit sie sich mit ihrer Rolle besser identifizieren können, werden in Oberammergau neue Kostüme, riesige Skulpturen und das Bühnenbild gefertigt.
Monatelang proben 2500 Oberammergauer und auch Schafe, Esel und Kamele sind mit auf der großen Bühne. Gerne hätten sie auch Ziegen dabeigehabt, die jedoch wurden aufgrund des Budgets gestrichen. Wenn der erste Vorhang fällt, werden die Anstrengungen schließlich belohnt. Denn schon bei der Premiere besucht hochrangiges Publikum aus aller Welt die Aufführung. Die Dorfgemeinschaft kann stolz auf sich sein. Mit über 100 Vorstellungen, kolossalem Bühnenbild, grandiosen Massenszenen und überwältigender Orchestermusik ziehen sie in einer monumentalen Aufführung jeden einzelnen Zuschauer in ihren Bann.
Mit „Die große Passion“ ist es Jörg Adolph gelungen eine leidenschaftliche und analytische Dokumentation über die Oberammergauer Passionsspiele zu drehen. Er zeigt, wieviel Kraft und Engagement es braucht, um diese außergewöhnliche Inszenierung auf die Bühne zu bringen.
Es handelt sich dabei um die 5000 Seelen Gemeinde Oberammergau, die für kurze Zeit mit der Geschichte von Jesu Christ, tausende von Menschen anzieht. Alle zehn Jahre findet es statt, das Passionsspiel. Eindrucksvoll erzählt die Dokumentation, mit welchen Problemen und Sorgen alle Beteiligten zu kämpfen haben. Hitzige Diskussionen gibt es beispielsweise im Gemeinderat um die Finanzierung. Ein regelrechter Streit in der Dorfgemeinschaft bricht aus, weil eben wegen diesen Geldmangels die Ziegen von der Bühne gestrichen wurden.
Als sich der Kartenverkauf verlangsamt, geraten die Oberammergauer direkt in Panik. Kurzerhand wird der Hauptdarsteller Frederik Mayet nach Amerika geschickt, um bei Auftritten in zweifelhaften Bibelsendungen die Werbetrommel zu rühren. Alles im allem ist „Die große Passion“ ein erfrischend reflektierender und unterhaltsamer Film über die Inszenierung der uralten Passionsgeschichte.
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