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In „Eine ganz heiße Nummer“ prallen Tradition und Tabu in einem kleinen bayerischen Dorf aufeinander. Die Glashütte, der größte Arbeitgeber der Region, ist geschlossen, und der Tante-Emma-Laden von Maria, Waltraud und Lena steht kurz vor dem Aus. Doch statt aufzugeben, greifen die drei Frauen zu einer unorthodoxen Idee. Mit selbstironischem Humor und einer gehörigen Portion Mut starten sie eine Telefonsex-Hotline, die den Alltag in Marienzell gehörig durcheinanderwirbelt.
Der Film von Markus Goller verbindet bayerisches Lokalkolorit mit spritziger Situationskomik und einer Prise Gesellschaftskritik. Die schauspielerischen Leistungen des Frauentrios und die scharfzüngigen Dialoge sorgen für Lacher, während die Handlung unterschwellig ernste Themen wie wirtschaftliche Not und gesellschaftliche Doppelmoral thematisiert. Kann das ungewöhnliche Projekt die finanzielle Rettung bringen, oder führt es zu einem handfesten Skandal, der das Leben der Dorfbewohner für immer verändert?
Markus Goller inszenierte 2011 die deutsche Komödie „Eine ganz heiße Nummer“ nach dem gleichnamigen Roman von Andrea Sixt. Die Hauptrollen übernahmen Gisela Schneeberger, Bettina Mittendorfer und Rosalie Thomass, ergänzt durch Monika Gruber, Sigi Zimmerschied und Matthias Ransberger. Gedreht wurde zwischen September und November 2010 in der niederbayerischen Gemeinde Gotteszell und in Regensburg. Der Film erzählt die Geschichte von drei Frauen, die in ihrem kleinen Dorf eine Sexhotline gründen, um ihre Existenz zu sichern, und dabei einen Skandal auslösen. Andrea Sixt, die auch das Drehbuch schrieb, arbeitete eng mit Goller und den Schauspielern zusammen, um den Dialogen einen unverwechselbaren Dialekt und Authentizität zu verleihen.
Die Produktion, eine Zusammenarbeit zwischen der TNF Tele Norm Film GmbH, ATrack Film GmbH und dem ZDF, wurde durch mehrere Filmförderungen, darunter der FFF Bayern und der Deutsche Filmförderfonds, mitfinanziert. Der Film war ein Publikumserfolg und erhielt bedeutende Auszeichnungen: Bettina Mittendorfer gewann den Bayerischen Filmpreis 2011, und Gisela Schneeberger wurde 2014 mit dem Deutschen Schauspielerpreis geehrt. Kritiker lobten die charmante Mischung aus Situationskomik und gesellschaftskritischen Elementen und verglichen den Film mit britischen Sozialkomödien wie Ganz oder gar nicht.
In der niederbayerischen Gemeinde Marienzell verschärft die Wirtschaftskrise die ohnehin prekäre Situation der Dorfbewohner. Nach der Schließung der örtlichen Glashütte leidet der Lebensmittelladen von Maria Brandner, Waltraud Wackernagel und Lena unter Kundenschwund, da die Einwohner lieber im preisgünstigeren Discounter einkaufen. Zusätzlich kündigt die Bank den dringend benötigten Geschäftskredit, wodurch das Trio vor der Insolvenz steht. Angesichts ihrer existenziellen Bedrohung kommen die drei Frauen auf eine unkonventionelle Idee: Sie gründen eine Telefonsex-Hotline, um ihre finanzielle Lage zu verbessern. Mit Pseudonymen und viel Improvisation beginnt das geheime Geschäft, was jedoch in ihrer streng katholischen Heimat für Aufruhr sorgt.
Trotz anfänglicher Unsicherheiten entwickelt sich die Sexhotline schnell zu einer lukrativen Einnahmequelle. Die Dorfbewohner bleiben zunächst ahnungslos, doch die Ehefrau des Bürgermeisters, Gerti Oberbauer, entdeckt das Treiben der drei Frauen. Mit Hilfe ihres Sohnes Jakob sammelt sie Beweise und bringt die Geschichte an die Öffentlichkeit. Der Skandal eskaliert, als Fotos der Hotline-Betreiberinnen in der Lokalzeitung erscheinen, und die empörte Dorfgemeinschaft zieht mit Fackeln vor Marias Haus. Maria konfrontiert den Mob und macht deutlich, dass die Dorfbewohner selbst für die Krise verantwortlich sind, da sie lieber im Discounter einkaufen, anstatt lokale Geschäfte zu unterstützen.
Die Ereignisse führen zu einer Wende im Leben der drei Frauen. Nach dem Tod ihres pflegebedürftigen Vaters verlässt Maria das Dorf und reist nach Südamerika, obwohl einer ihrer Telefonkunden, Herr Sonnleitner von der Bayernbank, sie davon abhalten möchte. Waltraud nutzt die mediale Aufmerksamkeit und wird eine erfolgreiche „Sexpertin“ im Lokalfernsehen. Lena findet in der Zwischenzeit persönliches Glück mit dem Landwirt Willi. Überraschend gründet auch Gerti Oberbauer eine eigene Sex-Hotline, was die veränderten Einstellungen im Dorf verdeutlicht. Trotz der Konflikte hinterlässt die Geschichte eine Botschaft über Solidarität und Selbstbestimmung.
Markus Goller liefert mit „Eine ganz heiße Nummer“ eine Komödie, die auf den ersten Blick mit bayerischem Charme und Situationskomik überzeugt, doch bei genauerem Hinsehen in mancher Hinsicht enttäuscht. Zwar sind die Dialoge pointiert und die Figuren mit liebevollem Detail gezeichnet, doch die Handlung bleibt trotz ihres skandalträchtigen Themas überraschend zahm. Der Film versäumt es, die gesellschaftskritischen Ansätze wirklich tiefgehend zu beleuchten. Stattdessen wird das ernste Thema der wirtschaftlichen Notlage zu oft durch stereotype Witze über Mundart und Dorfleben überdeckt. Gisela Schneeberger und Bettina Mittendorfer überzeugen mit starkem Schauspiel, doch die klischeebeladenen Nebenfiguren wie die bigotte Bürgermeistersgattin oder der geldgierige Pfarrer lenken von der Kernbotschaft ab.
Trotz seiner visuellen Anziehungskraft und humorvollen Szenen bleibt der Film in seiner satirischen Wirkung blass. Die an sich spannende Idee, das konservative Dorfbild durch eine Sexhotline herauszufordern, verliert durch die harmlos inszenierten Konflikte an Schärfe. Es fehlt an Mut, die doppelbödige Moral der Dorfgemeinschaft wirklich zu hinterfragen. Die Parallelen zu britischen Arbeiterkomödien wie Ganz oder gar nicht bleiben oberflächlich, da Goller sich mehr auf harmlose Unterhaltung als auf sozialkritische Tiefe konzentriert. So hinterlässt Eine ganz heiße Nummer letztlich den Eindruck einer routiniert inszenierten, aber zu vorsichtigen Komödie, die mehr hätte wagen können.
Letzte Aktualisierung am 24.01.2025 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API