Inhaltsverzeichnis:
Noch wesentlich häufiger als Volksbefragung und Volksabstimmung werden Volksbegehren durchgeführt, die in den meisten Fällen auch die erforderliche Stimmenanzahl von 100.000 Stimmen erreichen. In diese Reihe kann sich jetzt auch das Volksbegehren „Ethik für ALLE!“ einreihen, dass die benötigte Stimmenzahl weit überboten hat. Am Ende sind es 159.979 Stimmen geworden, die sich für einen Ethikunterricht aussprechen, der für alle gilt – unabhängig von ihrer Religion, Weltanschauung oder Herkunft.
Im nächsten Schritt wird der Inhalt im Nationalrat behandelt, womit er möglicherweise in ein Gesetz umgeformt oder auch abgelehnt wird. Auch in Deutschland gibt es seit langer Zeit viele Stimmen, die sich für einen flächendeckenden Ethikunterricht einsetzen. Ein solcher dient der Wertevermittlung und Integration. Mehr zu diesem wichtigen Thema gibt es in diesem Artikel zu erfahren.
Ethikunterricht ist schon längst Realität, allerdings in einer Form, die als diskriminierend angesehen wird – zumindest von den Anhängern des Volksbegehrens “Ethik für ALLE!”. Die grundlegende Aufgabe des Ethikunterrichts muss darin bestehen, dass auf zeitgemäße Art und Weise Werte vermittelt werden und eine verantwortungsvolle Integration in den Schulen gelingen kann. Dafür sind zwei wichtige Faktoren notwendig. Zum einen muss ein solcher Unterricht für alle gelten, also von der 1. bis zur letzten Schulstufe und unabhängig von ihrer Weltanschauung, Religion und Herkunft. Außerdem muss der Unterricht von qualifiziertem Personal durchgeführt werden.
Der Ethikunterricht, wie er jetzt ins Regelschulwerk eingeführt werden soll, soll sich nur an Schüler richten, die den Religionsunterricht nicht nutzen und ist diesem letztendlich sogar untergeordnet. Mit einem echten ethischen Ansatz hat das nicht viel zu tun, wenn hauptsächlich partikulare Interessen mancher Religionen bedient werden. Vor allem soll der Unterricht auch hauptsächlich von Religionslehrern durchgeführt werden. Das zeigt, wie wichtig eine gute Ausbildung ist, um dieses wichtige Fach zu unterrichten, das auch integrativ viele Fallstricke bereithält. Entsprechend sagt das Volksbegehren deutlich: Es gibt keine Qualität ohne Qualitätskontrolle. Religionslehrer können aufgrund des Interessenkonflikts nicht als Ethiklehrer fungieren.
Ein Volksbegehren ist für die Abgeordneten im Nationalrat nicht bindend, aber sie müssen darüber diskutieren. Auch wenn es sich nicht um eine Gesetzesvorlage handelt, wird sie im Nationalrat genau auf diese Weise behandelt. Eine Besonderheit besteht aber darin, dass es jetzt eine Dringlichkeit gibt, sodass die Behandlung des Themas Vorrang hat. Als nächstes wird also “Ethik für ALLE!” in einem Ausschuss diskutiert. Das muss mindestens einen Monat nach der Zuweisung beginnen. Dem Nationalrat muss mindestens vier Monate später ein Bericht vorliegen. Zudem dürfen der Bevollmächtigte und zwei Stellvertreter des Begehrens an den Beratungen teilnehmen. Generaldebatten sind öffentlich.
Auch in Deutschland gibt es seit langer Zeit Stimmen, die sich für einen Ethikunterricht für alle einsetzen. Das hängt auch damit zusammen, dass immer mehr Menschen konfessionslos sind und somit Religion längst nicht mehr die einzige Richtschnur für Wertevermittlung ist (was sie ohnehin nie gewesen ist). Die Gesellschaft wird immer säkularer, gleichzeitig scheint der Bedarf an Werten zu steigen. Diese können durch einen allgemeinen Ethikunterricht vermittelt werden. Immer wieder ergeben Umfragen, dass eine Mehrheit sich für einen solchen Unterricht ausspricht – selbst unter Menschen mit katholischem und muslimischem Glauben. Immer wieder gibt es dazu verschiedene Modelle und Testläufe, zumal Schule weiterhin Ländersache ist.
Immer wieder wird von Ethik gesprochen, doch worum handelt es sich dabei eigentlich? Die Ethik ist eine Disziplin, die auf die Antike zurückgeht. Grundsätzlich wird damit eine Lehre beschrieben, in der es um das Verhalten des Menschen geht. Ein anderer Begriff lautet Moralphilosophie. In der Ethik wird also allgemein darüber gesprochen, wie und nach welchen Regeln Menschen leben sollten. Verschiedene Grundüberlegungen stehen der Ethik zugrunde. Zum einen geht es darum, wie eine Gesellschaft funktioniert, zum anderen darum, wie das Individuum ein glückliches Leben führen kann. Diese beiden Ansätze scheinen sich nicht immer zu einhundert Prozent miteinander verbinden zu lassen.
Im Ethikunterricht geht es also allgemein um Werte, aber auch konkret um verschiedene Wertesysteme, die es in der modernen Welt gibt. Dazu gehört auch die Religion in ihren verschiedenen Ausrichtungen, die oftmals viel Zündstoff für Debatten und Konflikte bietet. Ethikunterricht muss also von geschultem Personal durchgeführt werden, das auch in einer Klasse vermitteln kann, wenn dort verschiedene Weltanschauungen aufeinandertreffen. Die Fragen nach dem richtigen Leben und der richtigen Moral sind schon viele tausende Jahre alt. Ein Verständnis für die Fragestellungen und Probleme ist aber schon ein erster Schritt, um zwischen den Unterschieden von Menschen vermitteln zu können.
Das Volksbegehren “Ethik für ALLE!” ist ein Erfolg geworden. Fast 160.000 Stimmen der Wahlberechtigten sind zusammengekommen, die meisten davon stammen aus Wien, Ober- und Niederösterreich. Im nächsten Schritt wird der Inhalt des Volksbegehren in einem Ausschuss des österreichischen Nationalrates besprochen. Später wird ein Bericht für den Nationalrat angefertigt, sodass darüber abgestimmt werden kann. Die Idee eines Ethikunterrichts für alle beruht auf der Idee, dass eine neutrale und qualitative Wertevermittlung an alle Schüler gehen muss, egal welche Herkunft oder Glaubensrichtung sie haben. Auch in anderen Ländern wie Deutschland ist das immer wieder ein vieldiskutiertes Thema.