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Zwölf Punkte? Zehn? Oder stattdessen die gefürchteten „Nul Points?“ Wenn im Mai der Eurovision 2022 unter dem Motto „The Beauty of Sound“ im italienischen Turin ausgetragen wird und die Teilnehmerländer um die Gunst von Publikum und Jury wetteifern, steht immer auch ein bisschen die nationale Ehre auf dem Spiel.
Nur der Vorjahressieger sowie die fünf Länder, die maßgeblich an der Finanzierung des seit 1956 ausgetragenen Wettbewerbs beteiligt sind, kommen mit ihrem Beitrag automatisch in die Finalrunde. Die deutschen Fans brauchen also zumindest in den Halbfinalausscheidungen genauso wenig zittern wie Frankreich, Großbritannien, Spanien und Italien, die sowohl Mitfinanzier wie auch Vorjahresgewinner sind. Für die anderen Länder bleiben die zwei Halbfinalshows am 10. Mai und am 12. Mai hingegen so spannend wie Live Casino Spiele.
Der Eurovision, der seit jeher ein Zuschauermagnet ist, ist mittlerweile zum mehrtägigen Großspektakel geworden. Er besteht inzwischen aus der Jury-Show des ersten Halbfinals zum Auftakt am 9. Mai, der Family-Show und der 1. Halbfinalsshow am nächsten Tag, der Jury-Show des 2. Halbfinals am 11. Mai und der Family-Show sowie dem 2. Halbfinale am 12. Mai. Hauptevents sind dann die eigentliche Jury-Show des ESC am 13. Mai sowie die Family Show des Finales sowie das offizielle Finale am 14. Mai.
Die Tickets für die großen Ereignisse sind heiß begehrt. Über den offiziellen Kartenanbieter waren sie kurz nach dem Verkaufsstart trotz Preisen bis zu 350 Euro völlig vergriffen. Da der ESC aber auch seit jeher zu den Großereignissen im Fernsehen gehört, kann jeder Fan wie gewohnt dabei sein.
In den beiden Halbfinalen treten jeweils 17 Acts an, von denen zehn weiterkommen. Dabei entscheiden die Jury-Mitglieder sowie das Publikum gemeinsam. Für Zuschauer gibt eine gebührenpflichtige Nummer für das Telefon-Voting.
Den Auftakt beim ESC 2022 macht Albanien. Ronela Hajati singt „Sekret“. Das zweite Halbfinale wird von Finnland mit The Rasmus und „Jezebel“ gestartet. Die Reihenfolge wird stets im Losverfahren festgelegt.
Jahr für Jahr ist schon die Vorausscheidung in den Ländern, wenn der erfolgversprechendste Act gewählt wird, eine heiß diskutierte Angelegenheit. Am 3. März konnten die deutschen Fans den Vorentscheid im Fernsehen live sehen und telefonisch, online und bei diversen Radiosendern über ihren Favoriten abstimmen. Sechs Nummern standen dabei zur Auswahl. Zum Schluss setzte sich Malik Harris gegen Felicia Lu, eros atamus, Nico Suave & Team Liebe, Emily Roberts sowie Mael & Jonas durch.
Der 24 Jahre alte Deutsch-Amerikaner Malik Harris stammt aus Landsberg am Lech. Das musikalische Talent wurde ihm quasi in die Wiege gelegt. Sein Großvater stand als Opernsänger auf der Bühne, seine Großmutter war Pianistin, und sein Vater Ricky Harris, der dem deutschen Publikum in den 90er Jahren vor allem durch seine Talk-Show „Ricky“ bekannt war, spielt mehrere Instrumente.
Malik Harris, der Ed Sheeran, Eminem und Macklemore zu seinen Vorbildern zählt, spielt Gitarre, Keyboard und brachte sich selbst den Umgang mit einem Drumcomputer bei. Seine erste Single „Say The Name“ kam 2018 heraus, und im Folgejahr erschien „Welcome to the Rumble“. Sein Debütalbum „Anonymous Colonist“ ist seit dem Sommer 2021 auf dem Markt.
Mit „Rockstars“ will er beim ESC genausoviel Begeisterung wie bei den deutschen Fans wecken, aber ihm ist auch bewusst, wie groß die Konkurrenz ist.
Selbst internationale Größen haben beim ESC schon erleben müssen, wie schwierig es sein kann, sich selbst gegen Unbekannte durchzusetzen. Das jüngste Beispiel war Bonnie Tyler. Die Sängerin mit der rauchigen Stimme, die in den 80er und 90er Jahren zu den Chartlieblingen gehörte, trat 2013 mit „Believe in Me“ in Malmö in Schweden für Großbritannien an. Das Ergebnis war allerdings eher niederschmetternd für die erfolgsverwöhnte Sängerin. Gerade mal 23 Punkte und Platz 19 war ihr Song der Jury wert. Noch zwei peinliche Plätze dahinter landete der deutsche Beitrag „Glorious“ von Cascada.
Heute ein Star, morgen schon Schnee von gestern: Diese bittere Wahrheit gehört seit den Anfangstagen des Eurovision Song Contest dazu. Den ersten Wettbewerb im schweizerischen Lugano gewann 1956 Lys Assia mit „Refrain“ auf heimischem Boden. Doch im nächsten Jahr war sie weit davon entfernt, ihren Titel zu verteidigen. Statt dessen landete sie auf dem vorletzten Platz, und die musikalische Krone ging an die Niederländerin Corry Brokken mit „Net als Toen“. Corry Brokken ging es im Folgejahr ebenfalls nicht besser. Sie rutschte bei ihrem 2. ESC von der amtierenden Gewinnerin zur Letztplatzierten an.
Den ersten deutschen Sieg gab es erst 1982, als Nicole sich mit „Ein bisschen Frieden“ in die Herzen der Jury und des Publikums sang. Danach kam für die Bundesrepublik eine lange Durststrecke, ehe Lena mit „Satellite“ im Jahr 2010 zur Siegerin gekürt wurde.
Die meisten Sieger hat Irland mit derzeit 7 Gewinnen verzeichnet. Erfolgreichster ESC-Star von der grünen Insel ist dabei der Balladensänger Johnny Logan. Ihm kommt zugleich die Ehre zu, 1980 und 1987 als erster Künstler zwei Mal den ESC gewonnen zu haben. 1992, 1993 und 1994 holten irische Musiker drei Mal in Folge den ESC-Titel – eine Ehre, die allerdings auch ihre Schattenseiten hat. Das Gewinnerland ist automatisch der neue Gastgeber, wobei die Ausrichtung des Wettbewerbs bei aller finanziellen Unterstützung eine heftige Belastung für die Staatskasse ist. Vor allem in den 1960er und 1970er Jahren kam es deshalb mehrfach vor, dass ein Gewinnerland auf die Gastgeberrolle verzichtet und sie statt dessen Großbritannien und ein Mal den Niederlanden überließ.
Die Band, deren Name untrennbar mit dem ESC verbunden ist, ist Abba. Das schwedische Quartett wurde 1974 über Nacht mit ihrem Siegertitel „Waterloo“ zu Weltstars. Im Jahr davor hatte die schwedische Jury sie im Vorentscheid noch auf den dritten Platz gesetzt. Abbas Ruhm hat seitdem nie nachgelassen, selbst nach einer fast 40 Jahre währenden, trennungsbedingten Pause. Ihr neues Album „Voyager“ kam 2021 ebenso zuverlässig in die Charts wie all ihre Hits seit dem ESC-Triumph.
Eine andere Gewinnerin, deren Name selten mit dem ESC in Verbindung gebracht wird, ist die Franko-Kanadierin Celine Dion. Sie gewann 1988 den Titel für die Schweiz und startete bald darauf in englischer Sprache ihre Weltkarriere.
Ein Sieg auf der ESC-Bühne bedeutet allerdings nicht automatisch auch einen Riesenerfolg in den Charts. Der erfolgreichste Song aus dem Wettbewrb in den deutschen Charts war 2012 der schwedische Beitrag „Euphoria“ von Loreen. Er hielt sich 39 Wochen in der Hit-Rangliste und damit eine Woche länger als „No, No, Never“, der deutsche Beitrag von Texas Lightning aus dem Jahr 2006. Im Wettbewerb war das Lied noch auf Platz 14 gelandet. Dahinter liegen „Satellite“ von Lena, „Calm After The Storm“ von The Common Linnets aus den Niederlanden, und Deutschlands Dschinghis Khan mit ihrem gleichnamigen Hit von 1979. Sie liegen damit noch vor Abba und „Waterloo“ und Nicoles „Ein bisschen Frieden“.
Malik Harris und die anderen Künstler haben im Mai große Fußstapfen zu füllen. Wie wird das Urteil lauten – zwölf Punkte, zehn, oder womöglich die gefürchteten „Nul points“?