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Es gibt viele berühmte Menschen, die in den letzten Tausenden von Jahren gelebt haben und ihre Fußspuren in besonderer Weise hinterlassen haben. Und manchmal gibt es jene bekannten Menschen, deren Stern sogar noch etwas heller erscheint. Das ist definitiv auch bei Gottfried Wilhelm Leibniz der Fall, dessen Namen man vermutlich immer mal wieder hier und da gehört hat. Auch im Mathematik Unterricht wird sein Name immer mal wieder fallen. In diesem Jahr wird das Leibniz Jahr anlässlich des 300. Todestages dieses Mannes gefeiert.
Dazu gibt es eine eigens eingerichtete Webseite und zahlreiche Projekte und Aktionen, die sogar weltweit geplant sind. Leibniz war in vielen Fächern bewandert und hat großen Einfluss auf nachfolgende Denker und Wissenschaftler gehabt. Näheres zu diesem Universalgenie gibt es in den folgenden Absätzen zu lesen.
Schon früh bekam Gottfried Wilhelm Leibniz Zugang zur Bildung. Die Gelegenheit dazu hatte der am 21. Juni 1646 in Leipzig geborene Junge aufgrund von zwei wichtigen Säulen in seinem Leben. Das waren einmal die Menschen seiner Umgebung, allen voran sein Vater Friedrich Leibnütz, der unter anderem Professor für Moralphilosophie gewesen ist, aber auch aufgrund von Büchern. Dank des zweiten Schwiegervaters des Vaters hatte das Universalgenie schon früh Zugang zu einer großen Bibliothek, in der er sich gerne und viel aufhielt. So brachte er sich schon früh selbst Griechisch und Latein bei. Es gab also frühe Anzeichen, dass dieser Junge großes Potenzial mit sich bringen würde.
Nach dem Besuch der Nikolaischule in Leipzig ging er an die Leipziger Universität und später an die Universität von Jena. Dort lernte er zur Theologie, zur Philosophie, Mathematik, Physik und Astronomie. Später führte ihn sein Weg nach Mainz zum Erzbischof Johann Philipp von Schönborn. Durch diese Stelle konnte er im Rechtswesen arbeiten und später auch in dieser Form beruflich aufsteigen. Zu diesem Zeitpunkt hatte er schon mehrere Werke zu verschiedenen Themen veröffentlicht. 1672 ging es für Leibniz nach Paris. Später wurde er Mitglied der bekannten Académie des sciences in Paris und auch der Royal Society in London.
In den nächsten Jahren und Jahrzehnten führte Leibniz Weg noch in viele andere Städte, wo er immer wieder bleibenden Eindruck hinterlassen konnte. Er war auch maßgeblich an der Gründung der Königlich-Preußischen Akademie der Wissenschaften beteiligt, der er als erster Präsident vorsaß. Aufgrund seines Einflusses wurde auch die Russische Akademie der Wissenschaften in Moskau gegründet. Im Alter von 70 Jahren verstarb Leibniz am 14. November 1716 in Hannover. Er hat in so vielen Feldern große Errungenschaften und Gedanken hinterlassen, dass er heute als einer der letzten großen Universalgelehrten gilt.
Große Bedeutung sollte Leibniz für die Philosophie haben, nicht zuletzt auch durch sein Wirken im Feld der Logik. Von Leibniz stammt der Begriff der „Besten aller möglichen Welten“, die auf seine Metaphysik und die Fragestellung der Theodizee, also wieso Gott so viel Leid zulassen kann, zurückgeht. Laut Leibniz leben wir in der besten aller möglichen Welten, womit er aber nicht den Zustand meinte, sondern das Potenzial der Welt. Diesen Gedanken hat Leibniz auch deshalb, weil er davon ausgeht, dass sich auch Gott der Logik nicht entziehen kann und somit auch Naturgesetze eine Notwendigkeit sind.
Als Philosoph sollte das Universalgenie großen Einfluss auf die spätere Aufklärung haben, da er auch postulierte, dass jeder Mensch zu einer vernünftigen Lebensführung fähig sei. Zu seiner Metaphysik gehört auch Leibniz Monadentheorie, in der er Raum und Zeit als Ordnungsprinzipien darstellt. Der Raum ist das Ordnungsprinzip der gleichzeitig existierenden Dinge und die Zeit der kontinuierlichen Veränderungen dieser Dinge. Auch wenn der Gedanke noch weit davon entfernt ist, so kann man hier durchaus zum Teil einen Funken der später von Albert Einstein entwickelten Relativitätstheorie erkennen, mit der Leibniz aber freilich nichts direkt zu tun hatte.
Schüler von heute wird es nur bedingt freuen, doch die Mathematik und Wissenschaft können den Einfluss von seinen Arbeiten gar nicht hoch genug einschätzen. Danken kann man ihm heute auch deshalb, da das moderne Informationszeitalter sehr auf dem Dualsystem beruht, das Leibniz maßgeblich weiterentwickelt hat. Für Leibniz war das Denken eine Form des Rechnens, womit er wohl seinen Spaß an der Idee von künstlicher Intelligenz hätte. So ließe sich alles am Ende auf 0 und 1 herunterbrechen, was sinnbildlich für das Dualsystem bzw. Binärsystem ist.
Auch hinsichtlich der Logik hat Leibniz wichtige Erkenntnisse erarbeiten können und erstmal eine Kalkülform entwickelt, wenn auch seine Skizzen dazu erst viel später veröffentlicht worden sind. Die Mengendiagramme wurden bereits von Leibniz entwickelt, mit denen man logische Zusammenhänge darstellen kann. Auch für die Infinitesimalrechnung hat Leibniz viel getan und deren Grundlagen entwickelt. Interessanterweise gelang das gleichzeitig auch Isaac Newton, weshalb es zu einem Prioritätsstreit kam.
Mathematik und Philosophie sind nur zwei große Gebilde der Felder, mit denen sich das Universalgenie beschäftigt hat. Große Errungenschaften konnte er auch für das Rechtswesen schaffen. Leibniz besonderer Verdienst war es hier, dass er für mehr Klarheit in der Rechtswissenschaft sorgen wollte, indem er die Gesetzgebungen verständlicher und deutlicher darstellen würde. Ein wichtiges Unterscheidungskriterium bei Leibniz war das zwischen Recht und Gesetz. Auch für die Staatenlehre hat er interessante Ansätze gehabt, unter anderem eine Idee der geteilten Souveränität, die heute sehr modern ist. Allerdings setzte er sich damit zu Lebzeiten nicht durch.
Selbst im Feld der Psychologie, das zu diesem Zeitpunkt aber noch nicht so genannt wurde, hat Leibniz interessante Gedanken gehabt. Ebenso war er bewandert in den Fächern der Geschichte, der Linguistik und der Biologie. Heute gibt es einige mathematische Sätze, die nach Leibniz benannt worden sind. Ebenso Schulen, Universitäten, Bibliotheken und Gesellschaften, aber auch Preise, die regelmäßig vergeben werden.
Am 14. November 1716 verstarb Gottfried Wilhelm Leibniz in Hannover, wo er viele Jahre lang gewohnt hat. In diesem Jahr wird also seinem 300. Todestag gedacht, weshalb das gesamte Jahr auch zum Leibniz Jahr ernannt worden ist. Gleichzeitig feiert zudem die Gottfried-Wilhelm-Leibniz-Gesellschaft ihr 50. jähriges Jubiläum und es findet der X. Internationale Leibniz Kongress statt. An diesem Gedenkjahr sind zahlreiche Vereine, Partner und Institutionen beteiligt. Unter anderem die Leibniz-Stiftungsprofessur, das Land Niedersachsen, die Stadt Leipzig oder auch die Sächsische Akademie der Wissenschaften zu Leipzig.
Für das Jahr wurde auch eine Webseite eingerichtet, auf der man sich zu den Veranstaltungen und Projekten informieren kann. Und natürlich über den Gelehrten selbst und seine Arbeiten. Das ganze Jahr über sind verschiedene Veranstaltungen geplant, in denen es um ganz unterschiedliche Ansätze von Leibniz geht. Unter anderem gibt es auch von Februar bis Ende Dezember eine Ausstellung zu seinem mathematischen Schaffen in Würzburg. Zudem erscheinen in diesem Jahr mehrere Publikationen, die sich mit Leben und Schaffen des Mannes beschäftigen. Andere Projekte sind unter anderem Exkursionen und Wanderungen, die im Zusammenhang mit seiner Person stehen.
Ob man nun eher in der Philosophie, der Mathematik oder der Rechtswissenschaft zu Hause ist, mit Sicherheit dürfte man wohlwollend auf das Schaffen von Gottfried Wilhelm Leibniz schauen, der so viel für eben diese Fächer getan hat. Er war ein Universalgenie und hat stets von Kindheit an interdisziplinär gedacht und gewirkt. Auch in Bezug auf die Aufklärung oder moderne Computer hat man dem Universalgelehrten viel zu verdanken. In diesem Jahr wird diesem großen Mann des Denkens gedacht, der vor 300 Jahren gestorben ist. In ganz Deutschland, aber auch darüber hinaus, wird es Veranstaltungen und Projekte geben, die sich mit dem Werk und dem Leben dieses Mannes beschäftigen. Eine ganz eigene Reise, die spannender kaum sein könnte.