Inhaltsverzeichnis:
Erste Aufführung der Dokumentation „Liebe auf Sibirisch – Ohne Ehemann bist du keine Frau!“ war am 19. November 2016 in Amsterdam. Danach wanderte der Film zur ersten deutschen Aufführung nach Berlin, am 22. April 2017. Sieben Monate später folgte der deutsche Kinostart.
Olga Delane lebt bereits seit rund 20 Jahren in Berlin, der deutschen Hauptstadt. Ganz im Gegensatz zu ihren kulturellen Wurzeln ist Olga weit über 30 Jahre alt und noch keine Mutter. Aufgewachsen ist die Dame in einem Dorf im hintersten Sibirien. In dem stillen Örtchen fühlt sich fast jeder automatisch an das Ende der Welt versetzt. In dem Teil der Welt übt die Familien einen gewaltigen Druck aus. Schafft es Olga, diesem Druck zu widerstehen?
Regisseurin Olga Delane kehrte über einen Zeitraum von fünf Jahren immer wieder in ihre Heimat zurück. Durch diese Eindrücke entstand aus ihrer Feder das Konzept des Drehbuches. Mit „Liebe auf Sibirisch – Ohne Ehemann bist du keine Frau!“ begann Olga Delane mit dem Laufen in der Filmbranche. Nach der ersten Produktion folgten noch weitere Werke ihrerseits. An der Kamera half ihr Nikolai von Graevenitz. Im weiteren Verlauf wurden die einzelnen Szenen von Philipp Gromov geschnitten.
Mit einer Länge von 86 Minuten wurde das Leben in Sibirien dem Publikum nähergebracht. Produzent Frank Müller sorgte dafür, dass jeder, ohne Altersbegrenzung, den Film sehen kann, mithilfe der Produktionsfirma „Doppel Plus Ultra“ aus Hamburg. Die Arbeiten verliefen in Co-Produktion mit dem Rundfunk Berlin-Brandenburg aus Berlin und Potsdam und „Bildschön Filmproduktion“ aus Hamburg. Kurz nach dem Kinostart konnten Fernsehzuschauer auf das Material zurückgreifen.
Hauptdarsteller Olga ist Mitte 30 und ledig. Vor über 20 Jahren vollzog sie einen großen Schritt in ihrem Leben. Sie zog aus Sibirien fort und fand ihre neue Heimat in der deutschen Hauptstadt Berlin.
Zu den Verwandten sind es rund tausend Kilometer Entfernung, ein Dorf namens Onon-Borzya östlich von Baikalsee. Eines Tages nimmt Olga den Weg auf sich. Dort angekommen wird sie von ihren Verwandten gleich kritisch beäugt. Besonders das Singleleben wird in Augenschein genommen. „Liebe auf Sibirisch – Ohne Ehemann bist du keine Frau!“ zeigt intensive und humorvolle Einblicke in den Alltag des sibirischen Dorfes. Gleichzeitig wird die Frage nach dem Sinn von traditionellen Beziehungsmodellen diskutiert.
In Sibirien gilt: Ohne Ehemann bist du keine Frau. Das ist die Sicht der Familien über das Leben und die Liebe. Das Singledasein ist dort undenkbar. Olga begleitet das Leben ihrer Verwandten über eine Zeit von vier Jahren. Es handelt sich um ein Leben, das von Dominanz, Abhängigkeit und Einengung geprägt ist, sowie von Zusammenhalt, Verbindlichkeit, Tradition und Sicherheit. Die Bewohner des Dorfes führen ein einfaches Leben, was durch traditionelle Werte geprägt wird.
Tagesablauf: frühes Aufstehen, Kühe melken, die Schweine mästen, hin und wieder den Traktor reparieren und Holz zum Feuern und Kochen hacken.
Rollenverteilung: Im Haus ist der Mann der Herr. Die Ehefrau erhält die Aufgaben sich, um die Aufgaben im Haushalt zu kümmern und Kinder zu bekommen.
Dabei haben im Frauenleben Begriffe wie Freiheit, Liebe oder Emanzipation keinen Platz. Es ist eher ein pragmatischer Lebensentwurf. Olga fängt an, Fragen zu stellen. Doch sie muss schnell registrieren, dass viele Wörter bei den Frauen nicht im Sprachschatz vorkommen, beispielsweise Feminismus. Das Ziel der Darstellung ist nicht mit der Familie abzurechnen oder bloßzustellen. Stattdessen kommt Sympathie, Neugierde und Witz ins Spiel.
Immer wieder lockern komische Situationen das harte Landleben auf. In der Dokumentation wird klar gezeigt, wie sich über viele Generationen das Rollenbild in der Familie verfestigte. Dabei zeigt sich eine Zerrissenheit der heranwachsenden Generation. Traditionelle Werte und ein Traum der Selbstverwirklichung lassen sich nicht vereinbaren. Olga versucht immer wieder, die Hintergründe und die Entstehungsgeschichte der unterschiedlichen Lebensentwürfe näher in Augenschein zu nehmen. Am Ende ist eins klar: Der Mann ist das Haupt der Familie, was aber nicht bedeutet, dass die Frau nichts zu sagen hat. Die starre Hierarchie lässt ein wenig Platz für Bewegung.
„Liebe auf Sibirisch – Ohne Ehemann bist du keine Frau!“ ist ein intensiver und humorvoller Film, der unverfälschte Einblicke in die Liebe und das Leben eines sibirischen Dorfes gibt. Olga ist sich bewusst, dass die Person, die Berlin aus ihr machte, in ihrem Dorf nie existiert hätte. Am Ende bleibt ein wenig Licht am Ende des Tunnels: Zieht Olga dauerhaft nach Sibirien und lebt das harte Leben einer Bauersfrau? Es besitzt eine eigene Freiheit: das weite Land und die Harmonie mit der Natur.
Besonders sehenswert erscheint die Doku durch den gezeigten Respekt, den Olga den Dorfbewohnern entgegenbringt und den sie zurückbekommt. Manchmal ist die Kluft zwischen den einzelnen Lebensmodellen zu groß, dann hilft eine Brücke mit Ironie und Humor. Der Zuschauer kommt auf jedem Fall im Laufe der Zeit ins Grübeln. Sind die Errungenschaften real oder können diese verbessert werden? Es handelt sich um eine tiefe, bittersüße und einfühlsame Beobachtung des Lebens.