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„Me, We“ zeigt auf packende Weise, wie unterschiedlich Menschen mit der Flüchtlingskrise umgehen. Im Zentrum stehen vier Charaktere, die eigene Wege finden, mit den Herausforderungen und moralischen Konflikten rund um Migration umzugehen. Marie, eine junge Freiwillige, reist nach Lesbos, um vor Ort zu helfen, doch ihre Vorstellungen von Hilfe geraten schnell an ihre Grenzen. Währenddessen organisiert Marcel mit seinen Freunden eine Art Schutzpatrouille in Österreich, weil er die Zuwanderung als Bedrohung empfindet.
Petra, eine erfahrene Redakteurin, nimmt den jungen Flüchtling Mohammed bei sich auf und versucht ihn in ihre Gesellschaft zu integrieren. Doch ihre Vorstellungen treffen nicht immer seine Bedürfnisse. Gerald hingegen leitet ein Asylheim und sieht sich täglich mit den Erwartungen der Anwohner und dem Verhalten der traumatisierten Bewohner konfrontiert. Zwischen Hilfsbereitschaft und Überforderung pendeln sich die Leben dieser Menschen ein – oder eben nicht. Kann jeder von ihnen seine Balance in diesem Spannungsfeld halten?
„Me, We“ ist ein österreichischer Film aus dem Jahr 2021, der unter der Regie von David Clay Diaz entstand. Die Tragikomödie feierte ihre Premiere am 9. Juni 2021 auf der Diagonale in Graz und kam am 23. Juli 2021 in die österreichischen Kinos, gefolgt vom deutschen Kinostart am 6. Oktober 2022. Der Film handelt von unterschiedlichen Charakteren und ihren Schicksalen, verkörpert durch Verena Altenberger als Marie, Lukas Miko als Gerald, Alexander Srtschin als Marcel, Barbara Romaner als Petra und Anton Noori als Thomas. Unterstützt wurde die Produktion von der coop99, mit Antonin Svoboda, Bruno Wagner und Barbara Albert als Produzenten. Gedreht wurde in Wien und auf Lesbos.
„Me, We“ erhielt bei den Biberacher Filmfestspielen 2021 die Auszeichnung als Eröffnungsfilm und erlangte mehrere Nominierungen, darunter beim Österreichischen Filmpreis 2022 als Bester Spielfilm. Lukas Miko wurde für seine Rolle mit dem Schauspielpreis der Diagonale 2021 geehrt, und Regisseur David Clay Diaz gewann beim Filmkunstfest Mecklenburg-Vorpommern 2021 den Hauptpreis „Der Fliegende Ochse“. Der Film wurde vom Österreichischen Filminstitut und dem ORF unterstützt und beeindruckt durch die Musik von David Reichelt und die Kameraarbeit von Julian Krubasik.
Der Film „Me, We“ erzählt die Geschichte von vier unterschiedlichen Menschen, die sich mit der Flüchtlingskrise auseinandersetzen und dabei ihre eigenen Werte und Grenzen erforschen. Marie, eine junge Freiwillige, reist nach Lesbos, um Flüchtlinge zu unterstützen. Sie arbeitet in einem Camp und wartet auf die Ankunft von Flüchtlingen, doch ihre Hoffnung schwindet, da wochenlang niemand ankommt. Enttäuscht schließt sie sich einem NGO-Schiff an, um bei der Seenotrettung zu helfen. Eines Nachts glaubt sie ein Schiff in Not zu sehen und handelt impulsiv, indem sie versucht, eine Rettungsaktion einzuleiten. Dieser Alleingang endet jedoch damit, dass sie selbst in Gefahr gerät.
Marcel, ein junger Mann aus Österreich, hat seine eigenen Vorstellungen davon, wie er sein Heimatland beschützen will. Gemeinsam mit einer Gruppe Gleichgesinnter fühlt er sich durch die Zuwanderung bedroht und sieht in Migranten eine Gefahr für die Gesellschaft. Um seine Mission umzusetzen, organisiert er mit seinen Freunden eine Art „Schutzpatrouille“ für Frauen, die angeblich bedroht werden. Auf ihren Mopeds patrouillieren sie durch die Straßen und werben für ihre Organisation. Doch seine Herangehensweise ist mehr von Vorurteilen als von echter Notwendigkeit geprägt, was die fragwürdige Natur seiner Aktionen verdeutlicht.
Petra, eine erfahrene Fernsehredakteurin, entscheidet sich, einem jungen Flüchtling, Mohammed, eine Chance auf ein neues Leben in Österreich zu geben. Sie möchte ihn in ihrem Land integrieren und stellt hohe Erwartungen an ihn, ohne dabei auf seine Bedürfnisse zu achten. Sie drängt ihm ihre eigenen Werte auf und ignoriert seine persönlichen Grenzen. Schließlich gesteht Mohammed ihr, dass er weder minderjährig noch aus Syrien stammt, sondern dies nur behauptet hat, um seine Chancen auf Asyl zu verbessern. Petra erkennt, dass ihre gut gemeinten Absichten nicht immer den realen Bedürfnissen des jungen Mannes entsprechen.
Gerald leitet ein Asylheim in Wien und setzt sich für einen menschlichen Umgang mit den Bewohnern ein. Seine Arbeit wird jedoch durch ständige Beschwerden der Anwohner erschwert, die das Verhalten der Bewohner kritisieren. Gerald steht unter enormem Druck, da das Heim bei weiteren Problemen geschlossen werden könnte. Der traumatisierte Asylsuchende Aba bringt Gerald immer wieder an seine Grenzen, was in ihm eine innere Zerrissenheit und schließlich auch Aggressionen auslöst. Seine anfängliche Fürsorglichkeit weicht zunehmend einer belastenden Hilflosigkeit, die ihn innerlich und äußerlich verändert.
„Me, We“ von Regisseur David Clay Diaz beleuchtet in vier miteinander verwobenen Handlungssträngen die komplexen Facetten der Flüchtlingskrise. Die Protagonisten – Marie, Gerald, Petra und Marcel – repräsentieren unterschiedliche Perspektiven auf Migration und Integration. Verena Altenberger überzeugt als idealistische Marie, die auf Lesbos Flüchtlinge unterstützen möchte, jedoch mit den Herausforderungen vor Ort konfrontiert wird. Lukas Miko verkörpert den Asylheimleiter Gerald, der zwischen Mitgefühl und den Anforderungen seines Berufs hin- und hergerissen ist. Barbara Romaner spielt die Fernsehredakteurin Petra, die einen jungen Flüchtling bei sich aufnimmt und dabei eigene Grenzen erfährt. Alexander Srtschin stellt Marcel dar, der mit seinen Freunden eine fragwürdige Schutzinitiative gründet.
Der Film besticht durch seine differenzierte Darstellung der Charaktere und vermeidet einfache Antworten. Die schauspielerischen Leistungen sind durchweg überzeugend und verleihen den Figuren Tiefe. Die Inszenierung bleibt nah an der Realität und verzichtet auf übertriebene Dramatik, was die Authentizität unterstreicht. Die Kameraarbeit von Julian Krubasik fängt die Stimmungen der jeweiligen Szenarien eindrucksvoll ein. „Me, We“ regt zum Nachdenken über die eigene Haltung zu Flucht und Migration an und zeigt, dass gut gemeinte Hilfe nicht immer die erhofften Ergebnisse bringt. Ein sehenswerter Beitrag zum aktuellen Diskurs, der ohne moralischen Zeigefinger auskommt.
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