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Im Film „Phoenix“ steht Nelly Lenz, eine KZ-Überlebende, im Mittelpunkt. Nach einer Gesichtsoperation kehrt sie ins zerstörte Berlin zurück. Begleitet von ihrer Freundin Lene, versucht Nelly, ihr altes Leben wiederzufinden. Doch die Welt, die sie kannte, existiert nicht mehr. Ihre Familie ist tot, und ihr Aussehen hat sich durch die Operation so sehr verändert, dass niemand sie erkennt. Lene möchte mit Nelly nach Palästina auswandern, aber Nelly will nur ihren Mann Johnny wiedersehen. Obwohl Lene sicher ist, dass Johnny Nelly verraten hat, hält Nelly an ihrer Liebe fest.
Als Nelly Johnny in einem Nachtclub findet, erkennt er sie nicht. Stattdessen schlägt er ihr vor, die Rolle seiner verstorbenen Frau zu spielen, um an eine Erbschaft zu gelangen. Nelly lässt sich darauf ein und beginnt, sich selbst zu imitieren. Doch während sie sich immer mehr auf diese Täuschung einlässt, wächst in ihr der Zweifel an Johnnys Treue. Wird sie ihn mit der Wahrheit konfrontieren?
„Phoenix“ ist ein deutsches Filmdrama aus dem Jahr 2014 unter der Regie von Christian Petzold. Das Drehbuch stammt von Petzold und Harun Farocki. Die Hauptrollen spielen Nina Hoss als Nelly Lenz, Ronald Zehrfeld als Johnny Lenz und Nina Kunzendorf als Lene Winter. Der Film, der 98 Minuten dauert und ab 12 Jahren freigegeben ist, wurde in Koproduktion mit dem Bayerischen Rundfunk, dem Westdeutschen Rundfunk und Arte produziert. Die Musik komponierte Stefan Will, während Hans Fromm für die Kamera verantwortlich war. Der Film thematisiert die Identitätssuche einer Überlebenden des Holocaust und spielt in der Nachkriegszeit.
„Phoenix“ erhielt internationale Anerkennung und gewann 2014 den FIPRESCI-Preis auf dem Filmfestival von San Sebastián. 2015 folgten Nominierungen für den Preis der deutschen Filmkritik in den Kategorien „Bester Spielfilm“ und „Beste Musik“. Nina Hoss wurde für den Deutschen Filmpreis als beste Hauptdarstellerin nominiert, während Nina Kunzendorf als beste Nebendarstellerin ausgezeichnet wurde. Der Film erlangte außerdem in den USA Anerkennung und erzielte dort bis Oktober 2015 über drei Millionen US-Dollar an Einnahmen.
Im Herbst 1945 kehrt die KZ-Überlebende Nelly Lenz, begleitet von ihrer Freundin Lene, nach Berlin zurück. Nelly hat durch eine Gesichtsoperation ein verändertes Aussehen, da sie bei ihrer Erschießung schwer verletzt wurde. Lene, die bei der Jewish Agency arbeitet, unterstützt Nelly und klärt sie über den Verlust ihrer Familie auf. Zudem offenbart sie Nelly, dass diese eine beträchtliche Summe geerbt hat. Lene plant, gemeinsam mit Nelly nach Palästina auszuwandern, doch Nelly hat andere Ziele. Sie möchte ihren Ehemann Johnny wiederfinden, der sie verraten haben soll. Trotz Lenes Bedenken begibt sie sich auf die Suche nach ihm.
Nelly findet Johnny schließlich in einem Nachtclub, doch er erkennt sie nicht. Stattdessen bemerkt er lediglich ihre Ähnlichkeit mit seiner vermeintlich toten Frau und schlägt ihr vor, Nelly zu spielen, um an deren Erbe zu gelangen. Nelly, die sich nun als Esther ausgibt, akzeptiert den Vorschlag und zieht bei Johnny ein. Er bringt ihr bei, wie sie Nellys Gestik, Handschrift und Auftreten imitieren soll, um die Täuschung perfekt zu machen. Währenddessen bleibt ihre Beziehung distanziert, obwohl sich langsam eine Annäherung abzeichnet. Lene erfährt von Nellys Plan und zeigt sich enttäuscht über deren Entscheidung.
Die Situation spitzt sich zu, als Johnny Nelly mit auf das Land nimmt, wo sie von einer ehemaligen Bekannten erkannt wird. Bei einem Gespräch erfährt sie, dass Johnny nach ihrer Verhaftung zu ihrem Versteck gekommen war. Diese Information erschüttert Nelly und sie beginnt, an Johnnys Treue zu zweifeln. Trotzdem setzt Johnny den Plan, Nellys Rückkehr zu inszenieren, fort. Bei einem Gespräch fragt Nelly Johnny direkt, ob er sie an die Nazis verraten habe, doch er weicht der Antwort aus und spricht nur von der bevorstehenden Ankunft. Lene, die Nelly stets unterstützt hatte, nimmt sich schließlich das Leben.
Am Ende besucht Nelly Lene und entdeckt, dass sie sich aus Verzweiflung das Leben genommen hat. Lene hinterlässt ihr einen Brief, in dem sie offenbart, dass Johnny die Scheidung einen Tag vor Nellys Verhaftung eingereicht hatte. Trotz dieser schmerzhaften Erkenntnis lässt Nelly Johnny weiterhin im Glauben, dass sie die Rolle von Esther spielt. Schließlich begleitet Johnny sie zu einem Treffen mit gemeinsamen Freunden, wo Nelly den Song „Speak Low“ singt. Während des Singens erkennt Johnny langsam die Wahrheit, als er ihre tätowierte Häftlingsnummer bemerkt. Er bricht ab, doch Nelly singt das Lied unbeirrt zu Ende.
„Phoenix“ beeindruckt mit seiner dichten Atmosphäre und der subtilen, emotionalen Erzählweise. Regisseur Christian Petzold entfaltet das Drama durch eine ständige Spannung zwischen Identität und Täuschung. Nina Hoss überzeugt in der Rolle der Nelly mit einer beeindruckenden Darstellung von Zurückhaltung und Verletzlichkeit. Besonders die Szenen mit Ronald Zehrfeld, der Johnny spielt, vermitteln eine beklemmende Unsicherheit. Die Kameraarbeit von Hans Fromm verstärkt diese Stimmung durch ruhige, oft klaustrophobisch wirkende Einstellungen. Der Film entfaltet seine Wirkung, ohne auf große Effekte zu setzen, sondern durch leise, kraftvolle Momente.
Die Handlung des Films nimmt sich Zeit, was nicht jedem Publikum gefallen könnte, doch genau darin liegt die Stärke von „Phoenix“. Der Film bleibt lange nach dem Abspann im Gedächtnis und lässt den Zuschauer über Verrat, Verdrängung und Schuld nachdenken. Die komplexe Beziehung zwischen Nelly und Johnny steht dabei im Mittelpunkt. Das Ende wirkt wie eine befreiende Enthüllung, die gleichzeitig verstört und berührt. „Phoenix“ ist ein Film, der subtil und doch eindringlich von den emotionalen Narben der Nachkriegszeit erzählt.
Letzte Aktualisierung am 9.10.2024 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API