Psychische Erkrankungen als Hauptursache für Berufsunfähigkeit!

Psychische Erkrankungen als Hauptursache für Berufsunfähigkeit!

Fachärzte, Therapeuten und Gesundheitspolitiker schlagen Alarm: Deutschlandweit nehmen psychische Erkrankungen zu. Depressionen, Angststörungen und andere psychische Krankheiten sind dabei nicht nur für immer mehr Arbeitsausfälle, sondern auch für steigende Zahlen bei Berufsunfähigkeiten verantwortlich. Sowohl für Betroffene als auch für Angehörige bedeutet eine psychische Erkrankung zum Teil immenses Leid. Doch um welche Krankheiten handelt es sich, was begünstigt ihr Auftreten und wie kann man sich schützen?

Diese psychischen Erkrankungen kommen als Auslöser für eine Berufsunfähigkeit am häufigsten vor

Kaum etwas wiegt schwerer als der dauerhafte Verlust der eigenen Arbeitskraft. Kommt es zur Berufsunfähigkeit und der bisherige Beruf kann langfristig nicht mehr ausgeübt werden, stellt dies das Leben des Betroffenen komplett auf den Kopf. So muss man sich nicht nur mit der Krankheit selbst auseinandersetzen, sondern meist auch mit einem deutlich niedrigeren Lebensstandard abfinden.

Ob chronische Rückenbeschwerden, eine Krebserkrankung oder ein Unfall mit schweren Verletzungen – die Gründe für Berufsunfähigkeit sind vielfältig. Was viele jedoch nicht wissen: Psychische Erkrankungen sind die häufigsten Auslöser und in 31 % der Fälle für die Berufsunfähigkeit verantwortlich. Die häufigsten psychischen Krankheitsbilder sind dabei:

Depressionen

DepressionenDepressionen sind, in ihren schweren Formen, eine der gefährlichsten Erkrankungen überhaupt. Nicht nur sind Depressionen die am häufigsten diagnostizierte psychische Erkrankung, sondern sie stellen deutschlandweit die häufigste Ursache für eine Berufsunfähigkeit dar. Hauptsymptome einer schweren Depression sind eine permanent gedrückte Stimmung und allgemeine Freudlosigkeit, die bis zur Verzweiflung reichen können, das Gefühl innerer Leere und ein Antriebsmangel verbunden mit erhöhter Ermüdbarkeit. Manche Erkrankten sind so stark eingeschränkt, dass sie die einfachsten alltäglichen Aufgaben nicht mehr erledigen können. Zudem ist eine Depression potenziell lebensbedrohend: Ungefähr 15 % aller Menschen, die an einer schweren Depression erkrankt sind, nehmen sich das Leben. Experten gehen davon aus, dass rund die Hälfte aller Suizide, die sich jährlich in Deutschland ereignen, auf eine Depression zurückzuführen sind.

Burnout

BurnoutStändig erschöpft, ohne Energie, ohne Motivation – das Krankheitsbild Burnout weist viele Gemeinsamkeiten mit der Depression auf. Tatsächlich ist es nicht immer leicht, die beiden Erkrankungen voneinander abzugrenzen, denn gemeinsam ist ihnen nicht nur das Gefühl andauernder Erschöpfung, sondern auch die mehr oder weniger ausgeprägte Unfähigkeit, Freude und andere positive Gefühle zu empfinden. Häufiger als bei Depressionen sind es beim Burnout jedoch die äußeren Umstände, insbesondere chronischer Stress im Job, welche die Krankheit verursachen. So ist es kein Wunder, dass ein zu spät erkannter und/oder nicht angemessen behandelter Burnout in die Berufsunfähigkeit führen kann und der Gesundheit schadet.

Bipolare Störung

Bipolare StörungDepressive Phasen gibt es auch beim Krankheitsbild der bipolaren Störung. Sie wechseln sich jedoch ab mit manischen Phasen, in denen der Erkrankte ein hohes Aktivitätslevel und einen gesteigerten Antrieb zeigt. Während dieser Phasen kann die Stimmung euphorisch, aber auch gereizt und geradezu aggressiv sein. In den depressiven Phasen wiederum besteht ein hohes Suizidrisiko. Die Schwankungen zwischen extremen Hoch- und Tiefstimmungen machen die bipolare Störung besonders schwer zu bewältigen. Betroffene benötigen oft eine Kombination aus Medikamenten und Psychotherapie, um die Symptome zu stabilisieren. Eine frühzeitige Diagnose und konsequente Behandlung sind entscheidend, um die Lebensqualität zu verbessern und schwere Folgen zu verhindern. Angehörige und Freunde spielen ebenfalls eine wichtige Rolle, indem sie Unterstützung und Verständnis bieten.

Angststörungen und Zwangsstörungen

Angststörungen und ZwangsstörungenAngststörungen sind gekennzeichnet durch eine extreme Angstreaktion, ohne dass eine entsprechend große tatsächliche Bedrohung vorliegt. Hierzu zählen sowohl Phobien, bei denen ein bestimmtes Objekt oder eine bestimmte Situation eine heftige Angst hervorruft, als auch generalisierte Angststörungen. Typischerweise sind die Angstreaktionen mit heftigen körperlichen Symptomen wie Herzrasen, Schwindel etc. verbunden und können im schlimmsten Fall in eine Panikattacke münden. Bei Zwangserkrankungen fühlen sich die Betroffenen hilflos wiederkehrenden Zwangsgedanken und/oder Zwangshandlungen, die sich einer rationalen Beeinflussung entziehen, ausgeliefert. Sowohl Angst- als auch Zwangserkrankungen können es den Betroffenen über einen kürzeren oder längeren Zeitraum unmöglich machen, ein normales Leben zu führen – etwa, ihrem Beruf nachzugehen.

Weitere psychische Erkrankungen, die eine Berufsunfähigkeit verursachen können, sind posttraumatische Belastungsstörungen, Suchterkrankungen (häufig in Komorbidität etwa mit einer Angststörung oder einer Depression) und Schizophrenie.

Aufklärung und Prävention sind dringend notwendig

In allen Altersgruppen lässt sich ein Anstieg psychischer Erkrankungen beobachten: Dies bezieht sich sowohl auf immer mehr Krankheitstage (mit Krankschreibung) als auch auf immer mehr festgestellte Berufsunfähigkeiten. Die Jahre der Corona-Pandemie mit ihren wiederholten Lockdowns und Kontaktbeschränkungen haben diese Entwicklung noch einmal beschleunigt, denn die damit einhergehende Einsamkeit, finanzielle Belastungen sowie familiäre Konflikte haben nicht nur bestehende Erkrankungen verstärkt, sondern auch bislang Gesunde psychisch erkranken lassen. Insbesondere Depressionen nehmen, in allen sozialen Schichten, zu. Um dem entgegenzuwirken, bedarf es verstärkter Aufklärung und Prävention.

Berufsunfähigkeit vorbeugen: Aufklärung und Prävention sind dringend notwendigWichtig ist zum einen, dass flächendeckend über die entsprechenden Krankheitsbilder informiert wird und Betroffene sowie ihre Angehörigen ermuntert werden, sich Hilfe zu holen. Was Depressive angeht, sind es häufig Männer, die sich einerseits die Erkrankung nicht eingestehen wollen, andererseits eher untypische Symptome wie Aggressivität aufweisen. Glücklicherweise nimmt das allgemeine Verständnis für die herausragende Bedeutung von Mental Health zu und damit die Stigmatisierung psychisch kranker Menschen ab.

Zum anderen kann jedoch eine wirkungsvolle Prävention von Arbeitsunfähigkeit oder gar Berufsunfähigkeit nur erfolgen, wenn adäquate Behandlungsmöglichkeiten geschaffen sind. Hier bestehen in Deutschland zum Teil erhebliche Versorgungslücken. Dies bezieht sich weniger auf die Verfügbarkeit wirksamer Medikamente, denn hier gibt es ein breites Spektrum an Antidepressiva und anderen Medikamenten, die in der Regel von allen Kassen bezahlt werden. Vielmehr herrscht ein eklatanter Mangel an Therapieplätzen, und zwar sowohl bezüglich der stationären Versorgung schwer Erkrankter in psychiatrischen Kliniken als auch hinsichtlich der Verfügbarkeit von Plätzen für ambulante Gesprächs- und andere Psychotherapien. Es gibt schlicht zu wenig Psychiater und Psychotherapeuten, sodass Betroffene oft quälend lange Monate auf einen Therapieplatz warten müssen. Diesem Manko muss eine moderne Gesundheitspolitik dringend entgegenwirken.

Berufsunfähigkeit als unterschätztes Risiko

Berufsunfähigkeit als unterschätztes RisikoWichtig für Betroffene: Entgegen der früher landläufig verbreiteten und gelegentlich auch heute noch anzutreffenden Meinung sind psychische Erkrankungen weder selbst verschuldet noch Erbkrankheiten, unter denen lediglich die Mitglieder einer Familie leiden und die zwangsläufig auch bei den Nachkommen auftreten müssen. Vielmehr ist es ein komplexes Zusammenspiel verschiedener Faktoren, das darüber entscheidet, ob eine Depression oder andere psychische Erkrankung auftritt und wie stark sich die Symptome äußern. Viele psychische Erkrankungen lassen sich gut behandeln, doch nicht immer kann mit einer vollständigen Heilung im Sinne einer kompletten Symptomfreiheit gerechnet werden.

Sehr viel öfter, als man denkt, kann eine psychische Erkrankung eine anhaltende Arbeitsunfähigkeit und letztlich sogar Berufsunfähigkeit auslösen. Umso wichtiger ist es, für den Ernstfall vorzusorgen. Idealerweise setzt man sich mit diesem Thema möglichst vorurteilsfrei auseinander und lässt sich beispielsweise zum Abschluss einer Berufsunfähigkeitsversicherung beraten – am besten bereits in jungen Jahren. Besteht der Verdacht auf eine psychische Erkrankung, sollte nicht gezögert, sondern umgehend der Hausarzt, ein Psychiater oder Neurologe aufgesucht werden. Je früher eine korrekte Diagnose gestellt und mit der Behandlung begonnen werden kann, umso größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Erkrankung gut beherrschen lässt und Betroffene ein Leben ohne Einschränkungen führen können.