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Man muss kein strenger Kirchgänger sein oder es überhaupt mit der Religion haben, um die Kunst der Kirchen wertschätzen zu können. Das gilt insbesondere auch für die kunstvoll gestalteten Fenster, die es in vielen Kirchen zu bestaunen gibt. Mit ihren bunten Farben und Motiven sind sie ein echter Hingucker. Sie sorgen entsprechend für eine besondere Faszination, der man sich kaum entziehen kann. Die Glasmalerei ist heute die bevorzugte Methode, mit der man einzigartige und spektakuläre Ergebnisse erzielt und die auch weit über das rein Christliche hinausgeht.
Wie vielfältig und eindrucksvoll die Glasmalerei ausfallen kann, lässt sich jetzt in einer besonderen Ausstellung in Naumburg sehen. Dort werden seit Anfang Juni rund 150 Werke im Dom und auch an anderen Orten ausgestellt. Die Ausstellung läuft noch bis zum Frühjahr des nächsten Jahres und lohnt sich für alle, die sich für Architektur, Kunst und natürlich auch Kirchliches begeistern können. Einen Einblick zur Sonderausstellung Glanzlichter gibt es in diesem Artikel.
Eine passendere Kulisse als den Naumburger Dom könnte es wohl kaum für eine solche Ausstellung geben, die am 1. Juni 2014 ihre Pforten geöffnet hat und noch bis zum 12. April 2015 andauern wird. Reichlich Zeit also, wenn man einen näheren Blick auf die faszinierende Welt der modernen Glasmalerei werfen möchte. Diese Gelegenheit gibt es an verschiedenen Standorten in Naumburg, hauptsächlich im Naumburger Dom. Über 150 Werke von verschiedenen Künstlern sind zu sehen, die in ansprechender Form präsentiert werden und auch ganz ohne Fachkenntnisse eine ganz besondere Faszination ausstrahlen. Wer möchte, kann natürlich jeweils noch viel mehr über die Hintergründe erfahren. Genauso kann man einfach so die Kunst genießen.
Das Faszinierende der Glasmalerei dürfte sich den meisten Menschen schon nach wenigen Augenblicken eröffnen, denn es ist ein Spiel mit Farben und Licht. Der Name der Ausstellung ist passend gewählt, denn um Glanzlichter handelt es sich in der Tat. Interessant ist auch, dass die Glasmalerei auf eine lange Historie zurückblicken kann. Doch obschon ihrer Traditionen hat sie sich auch immer weiterentwickelt, was sich aus den Fortschritten in der Technologie ergeben hat, ebenso aber auch aus dem veränderten Kunstverständnis über die vielen Jahrhunderte. Entsprechend gibt es auch eine moderne Glasmalerei, auf die der Fokus der Ausstellung liegt. Dabei wird schnell klar, dass das Sakrale zwar Grundlage ist, aber auch immer wieder verlassen wird.
Die Ausstellung hat von Montag bis Sonntag geöffnet. In den Wintermonaten von November bis Februar jeweils von 10 bis 16 Uhr, sonntags erst ab 12 Uhr. Ansonsten ist aber an den ersten sechs Tagen der Woche von 9 bis 18 Uhr geöffnet und sonntags ab 11 Uhr. Es finden auch regelmäßig Gottesdienste statt, ebenso Trauungen und Konzerte. In diesen Zeiten können die Öffnungszeiten variieren, was man aber auch im Vorfeld auf der Webseite der Ausstellung einsehen kann. Für Erwachsene kostet der Eintritt 6,50 Euro, ermäßigt liegt der Preis bei 4,50 Euro. Schüler kommen für 3 Euro rein. Preisgünstiger wird es für Gruppen oder mit einer Dauerkarte.
Träger der Ausstellung sind die Vereinigten Domstifter zu Merseburg und Naumburg sowie des Kollegiatstifts Zeitz. Diese Stiftung hat eine sehr lange Tradition, die zwar in ihrer modernen Form auf das Jahr 1930 zurückgeht, darüber hinaus aber Wurzeln hat, die sogar bis ins 10. Jahrhundert zurückverfolgt werden können. Die Stiftung sieht ihre Aufgabe darin, Kultur- und Kunstschätze zu bewahren, zu pflegen und auch für die Gesellschaft zugänglich zu machen. Gelder dafür stammen unter anderem aus Eintritten, den Domläden und auch Vermietungen und Verpachtungen. Zu den Förderern und Partnern der Ausstellung gehören unter anderem die Kulturstiftung des Bundes, die Kunststiftung Sachsen-Anhalt, Lotto Sachsen-Anhalt und das internationale Zentrum für Glasmalerei Chartres.
Jeder, der schon einmal eine Kirche betreten hat, dürfte auch die ein oder andere Form von Glasmalerei gesehen haben, die schon seit zweitausend Jahren als Technik eingesetzt wird. Die moderne Glasmalerei zeichnet sich vor allem dadurch aus, dass sie nicht mehr nur den Reichen und Mächtigen vorbehalten ist, sie somit auch zugänglicher geworden ist und zum Teil auch das sakrale Umfeld verlässt. Zu sehen ist die Glasmalerei der Ausstellung Glanzlichter auch nicht in klassischer Form, also als Fenster in der Kirche, sondern an entsprechenden Orten, sodass die Exponate aus ganz verschiedenen Perspektiven in Augenschein genommen werden können.
Insgesamt 34 Künstler haben ihre Werke zu dieser Ausstellung beigetragen. Mehr Informationen über sie erhält man vor Ort oder auch auf der Webseite der Glanzlichter-Ausstellung. Unter anderem lassen sich Werke von Markus Lüpertz, Neo Rauch, Gerhard Richter und David Schnell sehen. Weitere Künstler sind Georg Ettl, Günter Grohs, Tobias Kammerer, Imi Knoebel, Christine Triebsch, Angelika Weingardt, Kim en Joong, Anja Quaschinski und Sigmar Polke.
An vier Orten sind Werke der modernen Glasmalerei zu sehen. Das ist an erster Stelle der Naumburger Dom, in dem sich das Langhaus, der Ostchor, die Krypta, die Kapellen und der Kreuzgang befinden. Der Naumburger Dom St. Peter und Paul hat seine Ursprünge im 13. Jahrhundert und gilt als eines der wichtigsten Bauwerke der Spätromantik. Wer ihn nicht direkt aufsucht, kann ihn auch als Zwischenstation auf der Straße der Romanik erleben, die durch Sachsen-Anhalt verläuft. Im Februar hat man den Antrag “Der Naumburger Dom und die hochmittelalterliche Herrschaftslandschaft an Saale und Unstrut” gestellt, um den Dom als Welterbe einzuordnen.
Werke sind auch in der Marienkirche am Dom zu sehen. Diese stammt aus dem 12. Jahrhundert. Er veränderte sich aber sehr in den folgenden Jahrhunderten aufgrund des gotischen Umbaus und eines Brands im Jahr 1532. Auch im Domschatzgewölbe kann die moderne Glasmalerei bestaunt werden. Schon lange werden hier besondere Werke des Sakralen ausgestellt. Darüber hinaus werden auch die Ägidien- und Johanneskapelle sowie verschiedene Korrespondenzorte für die Ausstellung genutzt. Zu letzteren zählen die Klosterkirche Schulpforte, der Merseburger Dom, Kloster und Kaiserpfalz Memleben und St. Marien Freyburg.
Um die gesamte Ausstellung herum wurde auch ein umfangreiches Programm gestaltet, sodass es viel zu entdecken gibt. Dazu gehören natürlich auch Führungen, die regelmäßig angeboten werden. Alternativ kann man sich auch einfach für den Audioguide entscheiden. Ferner werden aber auch Sonderführungen angeboten. Dazu zählt die Führung bei Nacht, die eine ganz besondere Atmosphäre verspricht. Viele der Exponate sind in Leuchtkästen ausgestellt, sodass sie in einer umliegenden Dunkelheit umso stärker wirken können. In der Nacht wird der Dom mit Kerzen beleuchtet. Zur Führung sollten Taschenlampen mitgebracht werden.
Spannend ist auch die Museumspädagogik, die sich ganz speziell an Kinder und Schüler richtet. Dazu gibt es verschiedene Ferienaktionen und auch einen Schülerwettbewerb, bei dem es darum geht, wie man auf kreative Art und Weise die biblische Geschichte umsetzen kann. Daran können Klassen teilnehmen, die auch bei der KinderDomBauhütte und dem Projekt “Lichtblick.Farbblick.Durchblick” mitgemacht haben. Bis zum 2. November ist die Teilnahme am Glanzlichter Event möglich möglich. An ein erwachsenes Publikum richten sich dagegen die Vorträge und Tagungen. Dazu gehört auch die wissenschaftliche Tagung, die vom 25. bis zum 27. September stattfinden wird.
Zurückverfolgen kann man die Glasmalerei auf das 1. Jahrhundert, wobei die Ursprünge in Persien vermutet werden. Aber auch im antiken Rom wurde die Glasmalerei bereits eingesetzt. Schon früh ist der Einsatz in sakralen Bauten belegt. Unter anderem später in der berühmten Hagia Sophia, die in Konstantinopel, dem heutigen Istanbul, erbaut wurde. Mit jedem weiteren Jahrhundert sind weitere Werke bekannt, da sich die Technik immer weiterentwickeln und verbreiten konnte. Früher wurden die einzelnen Glasteile vor allem durch Holz- oder Bleistege verbunden. Vor allem die Gotik gilt als eine Hochphase der Glasmalerei. Hierbei kann man Notre-Dame de Chartres in Paris als perfektes Beispiel nehmen.
Bei der Glasmalerei kommen verschiedene Techniken zum Einsatz. Zum einen können einfarbige oder farblose Gläser mit Schmelzfarben bemalt werden. Durch den Brennvorgang entsteht dann die gewünschte Färbung. Auf farbigem Glas können hingegen Zeichnungen genutzt werden, wobei die Schwarzlotmalerei zum Zug kommt. Die Farbe wird dabei nicht einfach nur aufgetragen, sondern bei sehr hohen Temperaturen in das Glas eingebrannt, sodass sie auch nicht einfach verblassen kann. Diese Technik kann sowohl für Glas als auch Keramik genutzt werden. In sehr vielen Kirchen kann die Glasmalerei bestaunt werden. In Deutschland bekannte Beispiele sind unter anderem der Augsburger Dom, der Kölner Dom und auch der Freiburger Münster.
Die Stadt Naumburg an der Saale wurde erstmals Anfang des 11. Jahrhunderts erwähnt, auch wenn Siedlungsspuren bis in die Jungsteinzeit zurückgehen. An einer Kreuzung zweier Handelsstraßen entstand eine “neue Burg”. Diese gehörte den Ekkehardinern, einem Adelsgeschlecht, das 1046 erlosch und bis dahin die Markgrafen von Meißen darstellte. Im Jahr 1021 kam es zu einer Neugründung einer Propstei, die sich an der Stelle befunden haben soll, an der heute der Naumburger Dom zu finden ist. Die Geschichte der Stadt war also schon immer eng mit der Kirche verbunden, was sich auch nicht änderte, als 1568 die Reformation in der Stadt vollzogen wurde. Zu einer Stadt wurde sie im Jahr 1144 ernannt.
Heute kommt Naumburg auf rund 32.000 Einwohner. Es hat viel für Besucher zu bieten, da man auch inmitten des Saale-Unstrut Weinanbaugebietes liegt. Neben dem Naumburger Dom ist natürlich auch die Altstadt ganz besonders und lädt zum Entdecken ein. Außerdem verfügt die Stadt über verschiedene Museen, zu denen das Nietzsche-Museum und ein Apothekenmuseum gehören. In der Stadt mischt sich das Historische und Traditionelle mit der Moderne, sodass man ein paar schöne Tage in der Stadt verbringen kann. Nördlich der Stadt ist das Naturschutzgebiet Blütengrund zu finden. Noch etwas weiter der Geiseltalsee.
Glasmalerei ist eine Kunstfertigkeit, die natürlich sehr stark von sakralen Ideen und Bauten geprägt ist, aber in erster Linie einfach nur eine schöne Kunst ist. Das lässt sich historisch eindeutig aufzeigen, ebenso aber auch in der Moderne, da die Glasmalerei nach wie vor ein Handwerk ist. Davon überzeugen kann man sich jetzt in Naumburg bei der Ausstellung Glanzlichter, in der Meisterwerke zeitgenössischer Glasmalerei vorgestellt werden. Hauptsächlich gibt es die Werke moderner Künstler im Naumburger Dom zu sehen, aber auch an ein paar anderen Orten. Glanzlichter ist noch bis zum Frühjahr des nächsten Jahres zu sehen und bietet zudem auch ein interessantes Programm um die Ausstellung herum. Informationen gibt es online auf der offiziellen Webseite.