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Ob man nun Mitglied in der katholischen Kirche ist oder nicht, jedem dürfte wohl aufgefallen sein, dass sich die Kirche verändert und in einem gewaltigen Umbruchprozess befindet. Die Gründe dafür sind vielfältig, die Auswirkungen ebenso. Entsprechend besteht Redebedarf, weshalb zuletzt in Bochum ein Kongress stattgefunden hat, der sich genau damit beschäftigt. Unter dem „Titel Taufbewusstsein und Leadership“ traf man sich über drei Tage an der Ruhr Universität in Bochum, um über die Schubkräfte der partizipativen Kirchenentwicklung zu sprechen.
Gesprochen wurde über die Berufsfelder der Kirche, über ihre Gebäude und Lerngelegenheiten. Man setzte sich mit den Verlusten auseinander, die vor allem in den letzten Jahren aufgetreten sind, ebenso aber auch mit den Chancen. Man bewegt sich dabei zwischen notwendiger Führungskultur und dem Engagement der einzelnen Mitglieder, die ehrenamtlich tätig sind. Vor Ort waren mehr als dreißig Experten und Expertinnen, die zum Thema Vorträge hielten und ins Gespräch kamen.
Die Kirche ist ein lebendiges Wesen, das nicht nur sehr groß, sondern auch sehr alt ist. Veränderung war von Anfang an wichtiger Bestandteil, auch wenn es von außen so scheinen mag, als wenn vor allem die katholische Kirche eher träge auf Wandel reagiert. Doch es liegt in der Natur der Sache, dass große Körper einer gewissen Trägheit unterworfen sind. Aber abgesehen davon zeigen immer wieder verschiedene Veranstaltung, dass man auf Veränderung und positiven Wandel bedacht ist. So auch zuletzt beim Kongress zu den Schubkräften einer partizipativen Kirchenentwicklung, in der es im Kern um Taufbewusstsein und Leadership geht. Auf der einen Seite gibt es die hauptamtlichen Führungsfiguren der Kirche, auf der anderen die vielen ehrenamtlichen Mitglieder, die innovativ und selbstorganisiert wirken.
Die Gegenwart stellt die katholische Kirche vor große Herausforderungen, was ein offenes Geheimnis ist. Von vielen Seiten gibt es Zugkräfte, die sich auf die Strukturen der Kirche auswirken. Entsprechend müssen Impulse gesetzt und Ziele formuliert werden. Dafür wurde der Kongress ins Leben gerufen, der vom 15. bis zum 17. Juni 2015 in Bochum stattgefunden hat. Genauer gesagt an der Ruhr Universität in Bochum. Auf drei Punkte wollte man dabei besonders den Fokus legen: Weltkirchliches Lernen, internationale Theologie und planerische Konkretionen. Die Sprache des Kongresses war deutsch. Es gab aber Simultanübersetzungen in Englisch bzw. aus anderen Sprachen ins Deutsche. Ähnlich wie es auf dem 99. Katholikentag im letzten Jahr umgesetzt wurde.
Die zentrale These des Kongresses bestand darin, dass man sich die moderne Kirche nur über die Partizipation denken kann, die eben über die reinen Kirchengebäude und hauptamtlichen Tätigkeiten hinausgeht. Entsprechend besteht die Zukunft der Kirche darin, ob man Menschen dazu motivieren kann, sich zu engagieren und innovativ voranzuschreiten. Die Taufe bildet dabei einen wichtigen Grundstein, denn sie sorgt für den Einzelnen für das theologische Fundament, das die Teilhabe bestätigt und motivierend wirken kann. Menschen können auf diesem Wege ihr eigenes Glück an das anderer Menschen knüpfen, was ein wichtiger Aspekt des christlichen Glaubens ist. Die Taufberufung ist daher ein wichtiger Bestandteil der katholischen Kirche.
Die Kirche ist aber auch eine Organisation, ein enorm großes System, das sich über Jahrhunderte und sogar Jahrtausende entwickelt hat. Ohne Hierarchien und Führung geht es eben auch nicht. Und dieser Führungsrollen müssen definiert und ausgearbeitet sein. Ihre Grundlage muss darin bestehen, dass die Städte, Kommunen und Bürger stets im Mittelpunkt stehen. Nur aus dieser Sicht kann man entwickeln, was Kirche eigentlich sein soll und welche Relevanz sie in heutiger Zeit haben kann. Diese beiden Pole, also die Führungskultur und die Taufberufung, sind in der Kirche zu finden und müssen unter einen Hut gebracht werden. Genau darin besteht die aktuelle Aufgabe, um der Institut das Rüstzeug mit auf den Weg zu geben, in der Gegenwart und auch Zukunft eine entscheidende Rolle im Leben der Gesellschaft und der Menschen zu spielen.
Los ging der Kongress am 15. Juni mit der Begrüßung und Einführung um 13:30 Uhr. Zunächst gab es die Vorstellung der Kongressbeobachter. Das waren Prof. Drs. Teresa Berger, Dr. Estala Padilla und Dr. Ulrich Möller. Die Grußworte wurden von Prälat Dr. Klaus Krämer, dem Präsidenten von Missio aus Aachen, und Dr. Hubertus Schönemann, dem Direktor der KAMP in Erfurt, gesprochen. Danach ging es mit dem ersten Panel los. Hierbei ging es um die Taufpartizipation und Leadership in globaler Perspektive. Der erste Vortrag war von Prof. Dr. Robert Schreiter zum Thema „The Development of the Catholic Church during the Pontificate of Pope Francis: New Understanding of Baptism and Leadership“.
Es folgten am Montag noch weitere Vorträge. Das waren „Rückfragen aus europäischer Perspektive“ von Dr. Arnd Bünker und Dirk Stelter, „Partizipation und partizipationsfördernde Politik: Unverzichtbare Schubkraft von Gesellschaftsentwicklung“ – Globale Perspektiven aus politologischer Sicht von Prof. Drs. Klaus Töpfer und der Talk „Wie kann Kirche partizipative Gesellschaftsprozesse unterstützen?“, der von Dr. Brian Schmisek geführt wurde. Außerdem folgten mehrere Workshops, ehe es am Abend noch einen offiziellen Empfang gab.
Der zweite Tag begann mit dem Morgengebet. Danach ging es um die deutsche Perspektive der beiden Hauptthemen. Dazu gab es ebenfalls Vorträge. Zum einen „Kirchenentwicklung zwischen Taufberufung und Führungsverantwortung: Ein Blick in aktuelle diözesane Papiere“ von Prof. Dr. Richard Hartmann und später „… Kraft der Taufe berechtigt und verpflichtet… (SC 14): Wie weit trägt die Idee des Gemeinsamen Priestertums?“ von Prof. Dr. Michael Böhnke. Nach der Mittapause folgten unter anderem noch „Was macht einen guten Gemeindeleiter aus?“ von Martin Weingaertner und „Subjektwerdung der Getauften. Theologische Reflexionen vor der Situation der Kirche des Kongo.“ von Prof. Drs. Claude Ozankom. Der Abend wurde mit einer festlichen Convocation mit BBQ abgeschlossen.
Am letzten Tag wurde es noch einmal konkreter. Neben einem Vortrag gab es zudem drei Foren und die abschließenden Statements. Zur „Kirchenentwicklung im Kraftfeld von Taufpartizipation und gutem Leadership“ sprach Dr. Christian Hennecke. Danach folgten die drei Foren zu den Themen „Herausforderung Ehrenamtsmanagement“, „Entwicklung einer Arbeitgebermarke: Die Kampagne der Evonik Industries AG“ und „Public Relations: Wie werde ich so gesehen, wie ich es will?“. Die Konferenz wurde zur Mittagszeit beendet. Aber in ein paar Wochen ist die Kirche auch wieder bei der diesjährigen Bundesgartenschau vertreten.
Die katholische Kirche befindet sich im Wandel, was auch mit dem Wandel der Gesellschaft insgesamt zusammenhängt. Es entstehen Spannungsfelder, in denen eine neue Ausrichtung für die Zukunft gesucht werden muss. Die will man an den beiden Polen finden, die sich gegenüberstehen und wichtige Stützpfeiler der Kirche sind. Einerseits die Taufberufung, die jeden Menschen zum motivierten Teil des Ganzen machen kann. Auf der anderen Seite die Führungsverantwortung, die wichtiger Bestandteil ist und an vielen Stellen auch neu gedacht werden muss. In Bochum traf man sich jetzt über drei Tage im Juni, um diese Themen zu besprechen. Die Konferenz wurde auf Deutsch gehalten, es waren aber auch internationale Gäste vor Ort.