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„Die Buddenbrooks“ ist ein Film, der die Geschichte einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie in der Hansestadt Lübeck im 19. Jahrhundert erzählt. Im Zentrum stehen die komplexen Beziehungen und das Schicksal der Familienmitglieder. Der Film beginnt in einer Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs, in der die Buddenbrooks als eine der angesehensten Familien der Stadt gelten. Der Patriarch Jean Buddenbrook, gespielt von Armin Mueller-Stahl, führt das Familienunternehmen mit Strenge und Engagement. Er ist bestrebt, das Erbe an seine Kinder Thomas, Christian und Tony weiterzugeben.
Die Handlung entwickelt sich weiter und zeigt, wie die Geschwister mit den Erwartungen ihres Vaters und der Gesellschaft ringen. Tonys arrangierte Ehe mit dem Kaufmann Grünlich, Thomas‘ Versuche, das Familienunternehmen zu modernisieren, und Christians unkonventioneller Lebensstil bilden die Hauptstränge des Films. Diese persönlichen Konflikte spiegeln die Veränderungen in der Gesellschaft und den Wandel der Zeit wider.
Im Jahr 2008 wurde „Die Buddenbrooks„, basierend auf Thomas Manns Roman von 1901, als Drama verfilmt. Mit einer Länge von 150 Minuten und einer FSK-6-Freigabe spricht der Film ein breites Publikum an. Regie führte Heinrich Breloer, der durch seine Dokudramen, insbesondere den Mehrteiler „Die Manns“, bekannt wurde. Breloer, ein Spezialist für Werke von Thomas Mann, betrat mit „Die Buddenbrooks“ zum ersten Mal das Gebiet des fiktionalen Spielfilms. Dies stellt die vierte Verfilmung des Romans dar, nach Adaptionen in den Jahren 1923, 1959 und 1979.
Das Szenenbild stammt von Götz Weidner und die Kostüme von Barbara Baum, beide ausgezeichnet mit dem Bayerischen Filmpreis 2008. Mit Produktionskosten von 16,2 Millionen Euro war es für die Bavaria Film das teuerste Projekt seit „Das Boot“. Bis Ende Juli 2009 lockte der Film über 1,2 Millionen Besucher in die deutschen Kinos. Die Filmbewertungsstelle Wiesbaden zeichnete „Die Buddenbrooks“ mit dem Prädikat „besonders wertvoll“ aus. In den Hauptrollen überzeugen Jessica Schwarz als Tony, Mark Waschke als Thomas, August Diehl als Christian, Armin Mueller-Stahl als Konsul Jean und Iris Berben als Konsulin Bethsy Buddenbrook.
In den 1830er Jahren erlebt die Freie und Hansestadt Lübeck, ein florierendes Handelszentrum, eine Zeit des wirtschaftlichen Aufschwungs. Davon profitiert besonders die Familie Buddenbrook, die im Getreidehandel ein beachtliches Imperium aufbaut. Angeführt wird das Familienunternehmen von Konsul Jean Buddenbrook und seiner Frau Bethsy. Sie legen großen Wert darauf, dass sich das private und geschäftliche Leben untrennbar vermischen. Ihre drei Kinder, Thomas, Christian und Antonie, wachsen in dieser Welt auf, in der Geschäftserfolg und gesellschaftliche Anerkennung höchste Priorität haben. Die Erwartungen an die Kinder sind klar definiert: Thomas und Christian sollen das Familienunternehmen fortführen, während für Tony eine standesgemäße Heirat vorgesehen ist.
Die Kindheit der Buddenbrook-Geschwister ist geprägt von Leichtigkeit und Spielen in den Straßen Lübecks. Tony erlebt ihre erste, unbeschwerte Romanze mit Hermann Hagenström, einem Jungen aus ihrer Nachbarschaft. Doch mit dem Erwachsenwerden endet diese unbeschwerte Zeit. Tony wird von Hermann Hagenström umworben, beendet jedoch das Flirten, als ihre Familie diesen Umgang missbilligt. Bald darauf wirbt der Hamburger Kaufmann Grünlich um Tony. Ihre Eltern sehen in ihm einen geeigneten Ehemann und Geschäftspartner. Trotz Tonys Abneigung gegenüber Grünlich und ihrer Liebe zu Morten Schwarzkopf, einem Medizinstudenten, fügt sie sich dem elterlichen Willen und heiratet Grünlich.
Währenddessen genießen Tonys Brüder ihre Freiheit und Jugendprivilegien. Thomas verliebt sich in Anna, ein Blumenmädchen, und Christian gibt sich dem Theaterleben hin. Aber auch ihre Freiheit währt nicht lange. Thomas wird nach Amsterdam geschickt, um dort zu arbeiten, und Christian reist nach London und später in die Kolonien. In Amsterdam verliebt sich Thomas in Gerda, eine talentierte Violinistin. In Lübeck ereignen sich derweil soziale Unruhen. Konsul Jean versucht, die aufständischen Arbeiter zu beruhigen, wird aber von einem Stein getroffen, was seinen Schwiegervater Lebrecht Kröger das Leben kostet. Währenddessen entpuppt sich Tonys Ehemann Grünlich als Betrüger und Mitgiftjäger, woraufhin sie in ihr Elternhaus zurückkehrt.
Nach dem Tod von Konsul Jean übernimmt Thomas die Firmenleitung. Er heiratet Gerda, und die beiden bekommen einen Sohn, Hanno. Christians unstetes Leben führt zu Spannungen mit Thomas. Tony heiratet erneut, diesmal den Hopfenhändler Alois Permaneder, doch auch diese Ehe scheitert. Die Firma Buddenbrook kämpft mit wirtschaftlichen Schwierigkeiten und Konkurrenz. Thomas‘ Versuch, die Firma zu retten, misslingt. Nach dem Tod der Konsulin eskaliert der Konflikt zwischen Christian und Thomas. Thomas stirbt unerwartet, und sein Sohn Hanno folgt ihm bald darauf. Die Firma wird liquidiert, und Gerda kehrt nach Amsterdam zurück. Christian wird in eine Nervenheilanstalt eingewiesen, und Tony bleibt allein zurück. Das einst prächtige Buddenbrookhaus wird verkauft, und ironischerweise ist es Hermann Hagenström, Tonys Jugendfreund, der es erwirbt.
Heinrich Breloers Verfilmung von „Die Buddenbrooks“ spiegelt das Dilemma vieler Literaturadaptionen wider: das Ringen um die Balance zwischen treuer Wiedergabe und kreativer Freiheit. Die Handlung folgt der angesehenen Lübecker Kaufmannsfamilie Buddenbrook im 19. Jahrhundert. Konsul Jean Buddenbrook, dargestellt von Armin Mueller-Stahl, ist die tragende Säule des Familienimperiums. Seine Strenge und Wärme prägen das Familienleben. Seine Kinder, insbesondere Tony, erleiden jedoch unter seinem geschäftlichen Fokus. Tonys erzwungene Ehe mit dem Kaufmann Grünlich und die Konflikte zwischen den Brüdern Thomas und Christian verdeutlichen die Kluft zwischen persönlichem Glück und familiärer Pflicht. Breloers filmische Umsetzung bleibt dem Roman Manns stark verhaftet, was zu einem Mangel an dramaturgischer Tiefe führt.
Während die Handlung inhaltlich nicht vollends überzeugt, brilliert der Film in seiner visuellen Gestaltung. Star-Kameramann Gernot Roll entfaltet seine Fähigkeiten in prächtigen Kinobildern, die den Zuschauer visuell in die Epoche eintauchen lassen. Die opulente Ausstattung und die detaillierte Optik des Films sind herausragend. Die schauspielerischen Leistungen sind gemischt. Armin Mueller-Stahl als Konsul Jean und August Diehl als Christian bestechen durch ihr Können, während andere Darsteller, wie Jessica Schwarz und Iris Berben, Schwierigkeiten haben, die Tragik ihrer Rollen zu transportieren. Breloers Neigung zu TV-typischen Inszenierungsmethoden, wie wiederholte Schlüsselszenen, wirken im Kinoformat fehl am Platz. „Die Buddenbrooks“ zeigt somit eine ästhetisch beeindruckende, aber inhaltlich flache Interpretation des Literaturklassikers.
Letzte Aktualisierung am 2024-11-12 / Affiliate Links / Bilder von der Amazon Product Advertising API