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Wenn der Begriff der Kernenergie fällt, dann führt das meist schon zu unterschiedlichen Ansichten. Mit der Kernenergie verbunden existiert auch immer die Frage nach einem Zwischen- oder Endlager, an dem radioaktive Abfälle untergebracht werden können. Ein solches Zwischenlager ist auch das Atommülllager Gorleben, das seit Mitte der neunziger Jahre in Betrieb ist.
Durch die Offenlegung der Akten zur Auswahl des Standorts, die jetzt durch Greenpeace vorangetrieben wurde, ist aber klar geworden, dass es keine ergebnisoffene Suche nach geeigneten Standorten gab. Unter der damaligen Regierung von Helmut Kohl wurde politisch entschieden, dass es Gorleben werden sollte. Tatsächliche wissenschaftliche und geologische Faktoren rückten dadurch in den Hintergrund. Nachzulesen ist das in den Gorleben Akten. Alles Wichtige zu diesem politischen Skandal zusammengefasst gibt es in diesem Artikel nachzulesen.
Kernkraftenergie ist umstritten, hat aber sicherlich auch einige Vorteile. Einer der größten Nachteile besteht aber definitiv im radioaktiven Müll, der nicht mal eben entsorgt werden kann. Entsprechend braucht es bestimmte Lager, in denen dieser Müll untergebracht werden kann. Gorleben ist ein Zwischenlager, das bereits in den siebziger Jahren dafür auserwählt worden ist. In den achtziger Jahren wurde es dann endgültig als Lager festgelegt. Spätestens seit Ende der siebziger Jahren gab es auch Proteste gegen die Errichtung des Lagers. Wie sich jetzt durch das Veröffentlichen der Dokumente von damals zeigt, hätte Gorleben nicht ausgewählt werden dürfen.
Gorleben war einer der Standorte, die als Lager infrage kamen. Schon in den Jahren 1972 bis 1975 wurden allerdings rund 250 verschiedene Salzstöcke untersucht und klassifiziert, die man in Betracht ziehen konnte. Schon damals war Gorleben weder in der ersten noch zweiten Klasse und war daher schon damals als ungeeignet bekannt. Das wusste auch Ernst Albrecht von der CDU, damaliger Ministerpräsident von Niedersachsen. Gemeinsam mit Bundeskanzler Helmut Schmidt wurde Gorleben 1977 ausgewählt, allerdings vorerst nicht umgesetzt, da es Proteste gab.
Wie sich herausstellte, gab es vor allem geologische Bedenken, die allerdings ignoriert wurden. Letztendlich wurde Gorleben so zu einer politischen Entscheidung, die wohl auf dem Standort an sich beruhte. Gorleben und Umgebung lagen damals noch an der Grenze zur DDR und waren nicht allzu dicht besiedelt. Diese Faktoren dürfen natürlich für eine Zwischen- oder Endlagersuche keine priorisierte Rolle spielen. Später stellte sich auch die SPD gegen Gorleben als Standort. Entsprechende Papiere, die jetzt endlich zum Vorschein kommen, sind von der damaligen CDU Regierung unter Helmut Kohl geheim gehalten worden.
Im Juni 2000 wurde ein Moratorium beschlossen, womit Gorleben für die nächsten zehn Jahre nicht weiter erkundet werden konnte, um als Endlager infrage zu kommen. In dieser Zeit sollten grundsätzliche Fragen geklärt werden, die die Endlagerung und den Salzstock Gorleben zum Thema hatten. Bundesumweltminister Röttgen will dieses Moratorium nicht weiter aufrechterhalten und gab zuletzt bekannt, dass die Erkundung von Gorleben wieder aufgenommen werden sollte. Allerdings ist nach Bekanntwerden der Gorleben Akten fraglich, ob das einfach so fortgeführt werden wird. Diese Dokumente kamen unter anderem deshalb ans Licht, weil im März ein Untersuchungsausschuss gegründet wurde, der sich die Vergabe noch einmal genauer anschauen sollte.
Wie aus den Gorleben Akten hervorgeht, die jetzt auch auf einer eigenen Webseite veröffentlicht worden sind, wurden Berichte in den achtziger Jahren geschönt, sodass Bedenken gegen Gorleben als Standort nicht bekannt wurden. So gab es einen Bericht der Physikalischen Technischen Bundesanstalt, aus der Teile gestrichen worden sind. Mit Bekanntwerden dieser Dokumente stiegen die Vorwürfe an die aktuelle Regierung, die weiterhin Gorleben als Endlager in Betracht zieht. Von Greenpeace kam dagegen die Forderung an Norbert Röttgen, dass Gorleben in den Planungen keine weitere Rolle mehr spielen sollte. Sowohl vom Thema her als auch aufgrund politischer Fehlentscheidungen ist Gorleben somit enorm fraglich geworden.
Schon mit Bekanntgabe, dass der Salzstock Gorleben ein Lager für radioaktiven Atommüller darstellen soll, entstanden erste Proteste. Unter anderem auch durch die Grüne Liste Umweltschutz, den Vorläufern der Grünen im Bundesland Niedersachsen, die bei der Wahl 1978 auch direkt auf 3,9 Prozent der Stimmen kommen konnten. In Hannover gab es 1979 eine große Anti-Atomkraft-Demonstration, an der auch Carl Friedrich von Weizsäcker teilnahm. Kurzweilig konnten die Proteste auch dazu führen, dass die Standortwahl Gorleben unterbrochen wurde. Allerdings hielt dieser Stopp nicht an. Die Proteste wurden über Jahre fortgeführt. Unter anderem durch Widerstandsgruppen auf lokaler Ebene. Dazu gehören die Bäuerliche Notgemeinschaft oder auch die Bürgerinitiative Umweltschutz Lüchow-Dannenberg.
Proteste gab es auch immer im Zusammenhang mit den Castor-Transporten, bei denen also Atommüll nach Gorleben transportiert worden ist. Den ersten Protest gab es auch direkt mit dem ersten Transport 1995. Die Transporte wurde vor allem auf den Schienen und Straßen zu behindern versucht, woran sich oft Tausende von Menschen beteiligten und entsprechend auch ebenso viele oder mehr Polizisten im Einsatz gewesen sind. Es wurden Barrikaden errichtet, um die Transporte zu verhindern. Bis heute gab es elf Transporte nach Gorleben. Bisher kam es aufgrund der Demonstrationen immer zu Verzögerungen.
Für die aktuelle Regierung gibt es ordentlichen Gegenwind, der auf Entscheidungen der Regierung in den achtziger Jahren beruht. Wie jetzt bekannt wurde, unter anderem durch die Veröffentlichung der Dokumente durch Greenpeace, war die Vergabe an Gorleben als Lager für atomaren Müll eine politische Entscheidung, die so nie hätte gefällt werden dürfen. Nicht geologische Bedenken und Sicherheitsfragen spielten die größte Rolle, sondern der Standort selbst, der damals noch an der Grenze zur DDR lag und dünn besiedelt war. Entsprechende Bedenken wurden von der Regierung unter Helmut Kohl beschönigt. Wer sich die Gorleben Akten anschauen will, kann auf einer eigens eingerichteten Seite einen Einblick erhalten. Für die Standortsuche wird der aktuelle Fall für hohe Wellen sorgen, die aber notwendig sind, um die Frage der Kernernergie offen zu diskutieren.