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In Deutschland tragen rund 67 % der Erwachsenen eine Brille, der Hauptgrund dafür ist Kurzsichtigkeit. Obwohl es andere Sehbehinderungen gibt, ist der verringerte Blick in die Ferne besonders prägnant. Oft entstehen die ersten Anzeichen bereits in der Kindheit, spätestens zu Beginn des 40. Lebensjahres hat sich die Erkrankung manifestiert. Der Lebensstil, einschließlich der zunehmenden Nutzung von Bildschirmen, trägt maßgeblich zur Entwicklung der Kurzsichtigkeit bei. Mit Brillen und Kontaktlinsen lässt sich „Myopie“ ausgleichen, es gibt aber weitere Behandlungsoptionen.
Stimmen Augenbrechkraft und Netzhautabstand nicht überein, können Betroffene nicht ausreichend in die Ferne schauen. Die normale Funktion des Auges sieht vor, dass von außen einfallendes Licht von Linse und Hornhaut gebrochen und schließlich zentral gebündelt wird. Die Bündelung findet an einem zentralen Punkt statt, wo schließlich ein scharfes Bild entsteht. Myopie (Kurzsichtigkeit) entsteht aufgrund einer Dysbalance zwischen Augapfellänge und Brechkraft, die Lichtstrahlen gelangen nicht bis zur Netzhaut, sondern bündeln sich bereits davor. Der Betroffene sieht ein unscharfes Bild, wenn er den Blick in die Ferne lenkt.
Die häufigste Form der Kurzsichtigkeit ist die sogenannte Achsen-Myopie. Der Augapfel ist länger als im Durchschnitt, was einen weiteren Abstand zwischen Hornhaut und Netzhaut erzeugt. Bereits ein Millimeter reicht aus, um eine Fehlsichtigkeit von drei Dioptrien und mehr zu erzeugen. Korrigiert wird dieser Umstand am häufigsten mit einer Brille. Kurzsichtige können durch passende Gläser wieder in die Ferne schauen und ein scharfes Bild erzeugen. Bei einer starken Fehlsichtigkeit wird die Brille dauerhaft getragen, eine Sonnenbrille mit Sehstärke dient im Sommer zum zusätzlichen UV-Schutz der Augen.
In den meisten Fällen beginnt die Kurzsichtigkeit schon in der Kindheit, da die Anatomie des Auges schon bei der Geburt von der Norm abweicht. Die Augen sind auf Nahsicht fokussiert, in diesem Bereich treten keine Probleme auf. Lediglich beim Blick in die Ferne ist das Bild verschwommen, wobei es hier Variablen gibt. Bis zu welchem Punkt Betroffene sehen können, hängt von der Ausprägung der Fehlsichtigkeit ab. Als Faustregel gilt dabei, dass eine Abweichung von einer Dioptrie scharfe Sicht auf eine Distanz von bis zu einem Meter ermöglicht.
Das Leitsymptom ist verschwommenes Sehen beim Blick in die Ferne. Betroffene können weiter entfernte Gegenstände und Schriften nicht richtig lesen. Bei Kindern zeigen sich die ersten Symptome oft in der Schulzeit, wenn es Probleme beim Ablesen von der Tafel gibt. Die Nahsicht ist nicht beeinträchtigt, es ist ohne Schwierigkeiten möglich, ein Buch ohne Brille zu lesen.
Für Eltern ist es wichtig, das Verhalten ihres Kindes genau unter die Lupe zu nehmen. Leiden beide Eltern unter Kurzsichtigkeit, ist die Wahrscheinlichkeit von Sehstörungen beim Kind erhöht. Wird der Nachwuchs damit geboren, kennt er keine klare Sicht und wird keine Beschwerden äußern. Symptome, die einen Augenarztbesuch nach sich ziehen sollten, sind:
- Häufiges Blinzeln oder Augenreiben
- Mangelndes Erkennen von entfernten Objekten
- Auffällige Suche nach Nähe zum Fernseher
- Schielen
Eine Sichtkorrektur sollte immer so früh wie möglich erfolgen, bei Kindern ist es schon vor Beginn der Schulzeit möglich, auf eine Brille zur Regulierung zu setzen.
Bei Erwachsenen ist die Diagnostik einfach, da die Betroffenen ihre Symptome selbst bemerken. Kinder haben mehr Schwierigkeiten sich klar zu äußern, im Zweifel ist ein Augenarztbesuch immer sinnvoll. Während der Anamnese werden wichtige Fragen abgeklärt, die Differenzialdiagnosen ausschließen. In einigen Fällen können Vorerkrankungen oder direkte Augenerkrankungen schuld an der plötzlichen Entstehung von Kurzsichtigkeit sein. Daran ist immer zu denken, wenn die Betroffenen über 40 Jahre alt sind und die Symptome plötzlich auftreten.
Die körperliche Untersuchung erfolgt mithilfe von Geräten. Durch die Messung der Brechkraft kann der Arzt erkennen, ob Augapfel und Netzhaut in normalem Abstand zueinander stehen. Der klassische Sehtest besteht aus Buchstaben oder Symbolen in der Ferne, die der Patient ablesen muss. Durch verschiedene Brillengläser wird dabei ermittelt, welche Stärke zur Korrektur nötig ist.
Besteht der Verdacht auf eine zugrundeliegende Augenerkrankung, sind weitere Tests möglich. Eine Augeninnendruckmessung kann hilfreich sein, auch spezielle Tests auf Farbsehschwäche oder verminderte Raumwahrnehmung gehören zur Diagnosestellung.
Bei Kindern ist der Sehtest schwieriger, da sie noch keine Zahlen und Buchstaben ablesen können. Mit dem sogenannten Autorefraktometer ist der Arzt in der Lage, die Sehschwäche zumindest festzustellen. Eine exakte Bestimmung mittels Sehtest funktioniert erst dann, wenn das Kind Symbole erkennen und nennen kann. Hier kommen Abbildungen von Früchten, Tieren und Ähnliches zum Einsatz. Ist nur eine Messung mittels Gerät möglich (aufgrund des geringen Alters des Kindes), muss die Korrektur auf Basis der ermittelten Testwerte erfolgen.
Die Brille ist in Deutschland die wichtigste Sehhilfe. Seit der häufigen Arbeit am Bildschirm hat sich die Zahl der Brillenträger deutlich erhöht, sie gleicht Fehlsichtigkeit zuverlässig aus. Bei Kurzsichtigkeit kommen sogenannte „Minusgläser“ zum Einsatz, die das eintreffende Licht neu streuen und direkt auf die Netzhaut projizieren. Brillengläser sind dabei so geschliffen, dass die äußere Umrandung dicker erscheint, die Mitte dünner. Der exakte Schliff hängt von den ermittelten Fehlsichtigkeitswerten ab.
Eine Alternative sind Kontaktlinsen, die direkt auf der Augenlinse getragen werden. Der Vorteil hierbei ist, dass die Sehhilfe von außen unsichtbar ist und die Sehschärfe nicht nur an einem Punkt korrigiert. Der Pflegeaufwand ist höher, da Kontaktlinsen regelmäßig gesäubert werden müssen. Um die Augen vor Reizungen zu schützen, ist ein regelmäßiger Wechsel mit Tragepausen nötig. Unter der Linse bekommt die Netzhaut oft nicht genug Sauerstoff, was zu leichten Beschwerden führen kann. Die meisten Kontaktlinsennutzer haben zusätzlich eine Brille und wechseln zwischen beiden Sehhilfen hin und her.
Betroffene sind dauerhaft auf ihre Sehhilfe angewiesen, sie gehört bei Urlauben in die Reiseapotheke, bei Autofahrten auf die Nase und unterstützt zuverlässig im Alltag. Nur Menschen mit einer sehr gering ausgeprägten Sehschwäche (weniger als eine Dioptrie) ist es möglich, die Brille nur phasenweise zu tragen. Augenärzte raten davon aber ab, weil sich das Auge sehr stark anstrengen muss, um den Wechsel zwischen Brille und „Nicht-Brille“ zu kompensieren.
Eine stabile Kurzsichtigkeit ohne weitere Verschlechterung lässt sich operativ behandeln. Mithilfe eines Lasers wird die Hornhaut abgeflacht, um normale Sichtverhältnisse herzustellen. Bis zu einer Sehschwäche von 6 Dioptrien ist es möglich, eine vollständige Heilung durch Laser zu erzielen. Geht die Fehlsichtigkeit darüber hinaus, ist maximal eine Verringerung möglich.
Eine Alternative ist die Verpflanzung von Korrektionslinsen, die jedoch selten zum Einsatz kommt. Geeignet ist das Verfahren für Menschen mit extrem ausgeprägter Kurzsichtigkeit. Die künstliche Linse verringert die natürliche Fähigkeit des Auges, zwischen Nah- und Fernsicht zu wechseln. Dieser Vorgang nennt sich Akkommodation und sorgt dafür, dass Menschen innerhalb weniger Sekunden von nah nach fern blicken und ein scharfes Bild vor Augen haben.
Da jede Operation im Auge Risiken mitbringt, ist eine umfassende Beratung im Vorfeld wichtig. Eine natürliche Heilung der Kurzsichtigkeit ist nicht möglich. In einigen Fällen verbessert sich die Sehschärfe im Verlauf der Entwicklung bei Kindern, nach dem 20. Lebensjahr gibt es kaum mehr Veränderungen. Bei vielen älteren Brillenträgern ab 40 Jahren kommt eine zusätzliche Weitsichtigkeit (altersbedingt) hinzu. Ab diesem Zeitpunkt macht es Sinn, über eine zusätzliche Lesebrille oder eine Gleitsichtbrille nachzudenken. Grundsätzlich gilt, dass Menschen mit ausgeprägter Fehlsichtigkeit in regelmäßige ärztliche Behandlung gehören. Einmal pro Jahr ist ein Check-up beim Augenarzt sinnvoll.
Da die Kinder von kurzsichtigen Eltern selbst häufig betroffen sind, nimmt die Anzahl der Brillenträger in Deutschland immer weiter zu. Auslösende Faktoren wie Überlastung (durch Bildschirmarbeit) oder Erkrankungen wie Diabetes tragen dazu bei, dass Fehlsichtigkeit zur Volkskrankheit geworden ist. Eine frühzeitige Erkennung ist wichtig, um das Auge so schnell wie möglich mit einer Brille oder Kontaktlinsen zu entlasten. Der erste Ansprechpartner ist der Augenarzt, wobei auch eine Untersuchung beim Optiker hilfreich sein kann. Dieser verfügt über sämtliche Geräte, um eine Sehschärfenerkennung direkt im Ladenlokal durchzuführen. Wichtig ist, dass die Sehschwäche nicht unbehandelt bleibt, da es sonst zu langfristigen Augenschäden kommen kann.