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Seit einigen Jahren schwingt der Begriff der Nachhaltigkeit in vielen politischen und gesellschaftlichen Debatten mit und jeder weiß auch, was damit gemeint ist und warum er so wichtig ist. Dennoch gibt es noch viel Luft nach oben, wenn man auf die tatsächlichen Zahlen achtet, wie und was Menschen konsumieren. Hinsichtlich des Klimawandels und anderer großer Herausforderungen der unmittelbaren Zukunft muss die gesamte Menschheit umsteuern, um schlimmere Konsequenzen zu vermeiden. Doch wie steht es wirklich um den Willen zur Nachhaltigkeit vieler Menschen?
Das hat man jetzt in einer ausgiebigen Studie zum Thema herausfinden wollen, die von der Agentur Polycore und Spiegel Media herausgegeben wurde. Darin ging es um unterschiedliche Typen zur Nachhaltigkeit und dem Einfluss von Marken und Medien. Die Ergebnisse sind jetzt veröffentlicht worden und zeigen, dass durchaus noch Hoffnung besteht. Denn die Bereitschaft zur Nachhaltigkeit ist da. Alles Wichtige zur Studie gibt es in diesem Artikel nachzulesen.
Inwiefern die Gesellschaft insgesamt nachhaltiger werden kann, hängt natürlich auch stark von der Bereitschaft jedes Einzelnen ab. Am Ende müssen alle an einem Strang ziehen, um wirkliche Veränderungen bewirken zu können. Das gilt für jeden Menschen einzeln, aber auch für Unternehmen und die Medien. Wie es um die Bereitschaft bestellt ist, überhaupt nachhaltiger zu leben, was sich in verschiedenen Konsumentscheidungen zeigen kann, wollte man jetzt mit einer breit angelegten Studie herausfinden. Die Studie “Nachhaltiges Leben 2020” wurde gemeinsam von der Agentur Polycore und Spiegel Media herausgegeben und hat interessante Ergebnisse zutage gefördert.
Herausfinden wollte man nicht nur, wie es um die Bereitschaft steht, ein nachhaltigeres Leben anzustreben, sondern auch, welche Impulse und Motive vorzufinden sind. Und auch welche Barrieren, die Menschen daran hindern, nachhaltige Entscheidungen zu treffen. Dabei kategorisiert man die Befragten nach Gruppen, da sich herauskristallisiert hat, dass es unterschiedliche Typen gibt, die mit dem Thema ganz anders umgehen und daher auch anders adressiert werden müssen. Diese umfassende Marktforschungsstudie wurde mit Hilfe von zwei Online-Befragungen durchgeführt, die beide im Oktober 2019 stattgefunden haben. Durchgeführt wurde sie von Curth+Roth, einem Marktforschungsunternehmen aus Hamburg.
Um mehr über die Motive der Befragten herauszufinden, wurde ihnen die Frage gestellt, warum sie etwas für eine bessere Welt tun möchten. Dabei haben 58% der Befragten angegeben, dass sie die Erde für kommende Generationen bewahren möchten. 44% wollen in einer gerechteren Welt leben, 32% verweisen darauf, dass alles miteinander verbunden ist und das Wohl der Welt mit dem eigenen Wohl einhergeht, und 31% wollen gesund oder gesünder leben.
Zu den Impulsen, die dazu führen, dass man etwas für eine bessere Welt tut, gaben 57% an, dass man durch Medien auf verschiedene Themen aufmerksam geworden ist. 38% wurden beispielsweise auf Reisen aufmerksam darauf, wie schön sie die Natur finden, weitere 38% gaben an, dass sie direkt mit Missständen in der Welt konfrontiert worden sind, beispielsweise Plastikmüll im Meer, und 19% wurden über Freunde, Bekannte oder die Familie informiert.
Es waren bei allen Fragen Mehrfachnennungen möglich. So auch zur Frage, was die Menschen ehrlicherweise davon abhält, etwas zu einer besseren Welt beizutragen. 45% gaben an, dass es schlichtweg zu teuer sei. 30% wären überfordert, 27% hätten zu wenig Zeit und 25% haben Schwierigkeiten damit, auf bestimmte Dinge zu verzichten. Auf die Frage, wer in Zukunft mehr ökologische und soziale Verantwortung für die Gesellschaft übernehmen sollte, gab es höhere Ergebnisse. 73% verweisen auf den Staat, 69% auf die Unternehmen, 66% auf die Konsumenten und 11% auf Non-Profit-Organisationen, die unabhängig arbeiten.
In der Studie Nachhaltiges Leben 2020 wurden unterschiedliche Typen ermittelt, nach denen sich Menschen zum Thema Nachhaltigkeit einordnen lassen. Dabei wurde auch der tendenzielle Anteil dieses Typen in der Gesamtbevölkerung geschätzt. Rund 6,7 Millionen Menschen seien demnach konsequente Weltverbesserer. 3,9 Millionen Menschen fürsorgliche Gestalter, 6,5 Millionen couragierte Weltretter, 10,1 Millionen zurückgezogene Pragmatiker und 3,7 Millionen ambivalente Aufsteiger. Wichtig bei dieser Einteilung ist, dass man verstehen muss, dass unterschiedliche Motivationen und Barrieren vorherrschen, die dann auch entsprechend von den Medien und Unternehmen adressiert werden müssen. So kann man die bestmöglichen Effekte erzielen.
Bei den konsequenten Weltverbesserern handelt es sich um Menschen, die in allen Generationen vertreten sind und sehr konsequent dabei sind, einen nachhaltigen Lebensstil anzustreben. Diese Gruppe hat generell ein hohes Einkommens- und Bildungsniveau. Den sogenannten Generationen X und Y werden die fürsorglichen Gestalter zugeordnet, die zudem hauptsächlich männlich sind. Sie erkennen ihren Einfluss und wollen diesen für eine gerechtere Welt einsetzen.
Couragierte Weltretter haben Freude daran, neue Wege zu finden, um fair und nachhaltig zu konsumieren. Der zurückgezogene Pragmatiker erkennt ebenfalls seinen Einfluss, versucht die Welt aber in seinem kleinen Rahmen zu verbessern. Und die ambivalenten Aufsteiger wollen zwar etwas verändern, jedoch nicht mit Verzicht im eigenen Lebensstil. Ihnen ist bewusst, dass man noch mehr machen könnte, aber es fällt schwer, diesen Schritt zu gehen.
Klar geworden ist durch die Studie Nachhaltiges Leben 2020 auch, dass die Medien eine ganz wichtige Rolle spielen, wenn es um Nachhaltigkeit geht. Entsprechende Inhalte und Themen erreichen Menschen hauptsächlich über die Medien, die heutzutage so vielfältig wie noch nie zuvor sind. Das sind einmal die klassischen Medien, zu denen auch das Fernsehprogramm gehört, aber vor allem auch die sogenannten sozialen Medien. Alleine Facebook und Instagram kommen auf mehrere Milliarden Nutzer. Auch weitere soziale Netzwerke wie Reddit, Twitter, Pinterest, Telegram oder LinkedIn erreichen zusammen Nutzer im Bereich der Milliarden. Alleine diese Zahlen zeigen auf, wie präsent diese Medien im Alltag der Menschen sind und dass darüber die meisten Informationen fließen.
Neben den Medien sind es auch die Unternehmen, die viel dafür tun können, um die Konsumenten auf einen nachhaltigen Weg zu führen. Das fängt einfach bei den Preisen an, geht aber auch noch über andere Faktoren. Menschen beginnen in der Regel nur mit Handlungen, wenn sie auch davon ausgehen, dass sie diese erfolgreich beenden können. Produkte müssen also so gestaltet sein, dass man mit ihnen einen wirklichen positiven Effekt verbindet. Die Nachhaltigkeit muss im Alltag erlebbar gemacht werden, sodass sie zu einer täglichen Praxis wird. Die Menschen wollen in der Regel erkennen, dass sie nicht alleine auf diesem Weg sind, sondern gemeinsam mit dem Staat, den Unternehmen und den Medien wirken.
Mittlerweile dürfte wohl jeder schon den Begriff der Nachhaltigkeit gehört haben und kann sich auch etwas darunter vorstellen. Als politischer Begriff ist er tatsächlich schon etwas älter und soll 1713 von Hans Carl von Carlowitz genutzt worden sein, der ihn konkret mit der Forstwirtschaft in Verbindung brachte. Die Idee ist dabei relativ simpel und einfach nachzuvollziehen: Es soll ein stabiles Gleichgewicht herrschen. Das bedeutet, dass nicht mehr Bäume abgeholzt werden, als in absehbarer Zeit wieder nachwachsen können. Der Gedanke dahinter sollte jedem klar sein, dass man nur auf diesem Wege dafür sorgen kann, dass der Wald immer Bestand haben wird und als Ressourcenquelle dienen kann. Ist er einmal komplett weg, bringt er niemanden mehr etwas.
Seitdem hat sich die Bedeutung des Begriffes kaum verändert. Wer nachhaltig handelt, egal in welchem Segment, handelt so, dass eben auch die Zukunft eine Rolle in der Überlegung spielt. Bezogen auf die Gesellschaft bedeutet das, dass man versucht, die Bedürfnisse der Gegenwart so zu befriedigen, dass die Möglichkeiten zukünftiger Generationen nicht eingeschränkt werden. So wird es auf der Seite des Bundesministeriums für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung benannt. Seit Anfang der neunziger Jahre ist Nachhaltigkeit zu einem internationalen Leitprinzip geworden. Es hat sich viel getan, trotz der Studie für Nachhaltiges Leben 2020 ist dennoch viel Luft nach oben.
Die Nachhaltigkeit ist auch weiterhin insbesondere für den Klimaschutz von großer Wichtigkeit. Die Erderwärmung sorgt dafür, dass immer mehr Konsequenzen auftreten, sodass sich der Klimawandel längst nicht mehr nur um ein theoretisches Szenario handelt. Schon jetzt gibt es große Herausforderungen, die in Zukunft aber noch größer werden. Zum aktuellen Zeitpunkt geht es nur noch darum, die Erderwärmung möglichst zu verlangsamen, was durch nachhaltiges Handeln möglich ist. Vor allem der Ausstoß von CO2 ist dabei ein wichtiger Faktor. Diese Werte müssen drastisch reduziert werden.
Jeder Mensch hat einen sogenannten CO2-Fußabdruck, der unter anderem mit dem WWF-Klimarechner berechnet werden kann. Dieser Fußabdruck gibt an, für wie viel CO2 man verantwortlich ist. Jede Handlung sorgt im Grunde für einen Ausstoß an CO2. Beim Autofahren wird es besonders deutlich, aber darüber hinaus gilt das auch für den Verbrauch von Strom oder beim Einkauf. Produkte müssen schließlich hergestellt und transportiert werden. Je niedriger der Abdruck der meisten Menschen ist, desto besser lässt sich die menschengemachte Erderwärmung, für die CO2 in großen Teilen verantwortlich ist, eindämmen. Das bedeutet nicht, dass jeder Mensch gar keinen Fußabdruck mehr haben kann, aber eben viel geringer, als es heute oft der Fall ist.
Was aber kann man aktiv im Alltag tun, um seinen eigenen Fußabdruck in ein gesundes Maß zu bringen? Zum einen kann man bewusstere Einkaufsentscheidungen treffen. Das bedeutet, dass man nicht zu viel kauft und in der Folge auch nicht mehr zu viel wegwirft. Saisonal und regional einzukaufen, senkt ebenfalls den Fußabdruck, da eben keine langen Transportwege mehr anfallen oder aufwendige Lagerungen notwendig werden. Das Auto sollte im besten Fall häufiger stehen bleiben, kurze Strecke könnten zu Fuß erledigt werden. Das ist aber vor allem auf dem Land schwieriger als in der Stadt umzusetzen. Umfangreiche Reisen mit Schiffen oder Flugzeugen sollten auch auf ein Minimum reduziert werden.
Die meisten Menschen wollen gerne etwas dazu beitragen, eine bessere und gerechtere Welt zu gestalten, was natürlich auch mit einschließt, dass man eine schlechtere Welt verhindern möchte. Die Motivation ist da, doch in vielen Fällen fehlt es an wichtigen Informationen und auch dem Glauben, dass man wirklich etwas ändern kann. In einer von Spiegel Media und der Agentur Polycore durchgeführten Studie hat sich gezeigt, dass viele Menschen noch mehr tun würden, wenn ihnen der Staat und die Unternehmen noch weiter entgegenkommen würden. Auch den Medien kommt eine ganz wichtige Rolle zu, da sie für die notwendige Aufklärung sorgen. Die Studie “Nachhaltiges Leben 2020” wurde im Oktober durchgeführt, die Ergebnisse sind jetzt online einsehbar.