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„Der schlimmste Mensch der Welt“ ist der jüngste Film von Joachim Trier, mit dem der Regisseur seine Trilogie über die Osloer Oberschicht vollendet. Die Geschichte folgt Julie, einer fast Dreißigjährigen, die inmitten von Lebensveränderungen und der Suche nach ihrer Identität steht. Als Tochter aus gutem Hause hat sie die Freiheit, ihren Interessen von Medizin über Psychologie bis zur Fotografie zu folgen. Doch diese Freiheit birgt auch Unsicherheit und die Qual der Wahl, was die junge Frau in ihrer Entwicklung vorantreibt und herausfordert.
Durch die Beziehung mit dem älteren Aksel und die spätere Verbindung zu Eivind, einem jungen Mann, der ähnlich unentschlossen ist, veranschaulicht der Film die Komplexität moderner Beziehungen und Selbstfindung. Diese Charaktere verkörpern verschiedene Aspekte von Julies Persönlichkeit und ihren Konflikt zwischen Sicherheit und Abenteuerlust. Trier verwendet die persönliche Geschichte von Julie, um tiefergehende Fragen nach dem Sinn des Lebens und den Herausforderungen zu stellen, die mit der modernen Freiheit einhergehen. „Der schlimmste Mensch der Welt“ bildet so einen nuancierten Blick auf die Träume, Ängste und Hoffnungen der heutigen Jugend.
Joachim Triers führt Regie bei „Der schlimmste Mensch der Welt„. Er verfasste auch zusammen mit Eskil Vogt das Drehbuch. Die Produktion übernahm Thomas Robsahm. Für die Musik zeichnet Ola Fløttum verantwortlich. Kasper Tuxen führte die Kamera. Olivier Bugge Coutté war für den Schnitt zuständig. Der Film erschien 2021 und ist 128 Minuten lang. Er hat eine FSK 12 Freigabe und gehört zum Genre Drama Komödie. Die melancholische Komödie feierte ihre Premiere im Juli 2021 in Cannes. Am 2. Juni 2022 kam sie in die deutschen Kinos. Sie ist der letzte Teil der „Oslo-Trilogie“. Die Dreharbeiten fanden im Sommer 2020 in Oslo statt, mussten aber wegen der COVID-19-Pandemie pausieren. Weitere Aufnahmen entstanden im Herbst 2020 in Trollhättan. Der Film war der norwegische Beitrag für die Oscars 2022 in der Kategorie Bester Internationaler Film.
Im Film spielen Renate Reinsve als Julie, Anders Danielsen Lie als Aksel und Herbert Nordrum als Eivind. Maria Grazia Di Meo, Hans Olav Brenner und Savannah Marie Schei sind ebenfalls dabei. „Der schlimmste Mensch der Welt“ erhielt zahlreiche Auszeichnungen. Dazu zählen Preise beim Amandaprisen 2022, darunter Bester norwegischer Film. Renate Reinsve gewann als Beste Hauptdarstellerin. Anders Danielsen Lie wurde Bester Nebendarsteller. Der Film war auch bei den British Academy Film Awards und den British Independent Film Awards nominiert. Er spielte weltweit 12,7 Millionen Dollar ein, bei einem Budget von 5 Millionen Euro.
Julie, in ihren späten Zwanzigern und ständig auf der Suche nach ihrer wahren Leidenschaft, navigiert durch das Leben in Oslo. Anfangs versucht sie sich als Medizinstudentin, wechselt dann aber zum Psychologiestudium und schließlich zur Fotografie. Ihre Beziehung zu Aksel Willman, einem 15 Jahre älteren Comic-Künstler, bringt eine gewisse Stabilität in ihr Leben. Ein gemeinsames Wochenende bei Aksels Eltern führt zu Diskussionen über die Zukunft und die Idee, eine Familie zu gründen. Doch Julie ist sich ihrer Gefühle und Wünsche nicht sicher. Diese Unsicherheit wird noch verstärkt, als sie Eivind, einen Barista, auf einer Hochzeitsfeier trifft. Trotz bestehender Beziehungen verbringen sie eine Nacht voller Gespräche und Nähe, allerdings ohne sexuelle Beziehungen, und trennen sich dann wieder.
Julies Leben nimmt eine Wendung, als sie einen Kurzgeschichtenwettbewerb über Feminismus und Oralverkehr gewinnt, der von Aksel unterstützt und online für Aufsehen sorgt. Ihr 30. Geburtstag offenbart familiäre Spannungen, besonders als sie erfährt, dass ihr Vater sie an ihrem großen Tag im Stich gelassen hat. Die Begegnung mit Eivind und dessen Freundin Sunniva bei ihrer Arbeit in einer Buchhandlung und ein langweiliges Abendessen mit Aksels Bruder und Schwägerin führen Julie dazu, ihre Beziehung zu Aksel zu beenden. Sie träumt von einer Zukunft mit Eivind, was sie schließlich dazu bewegt, einen neuen Weg einzuschlagen.
Nachdem sie Aksel verlassen hat, findet Julie in Eivind einen neuen Lebenspartner. Die beiden ziehen zusammen und erleben gemeinsam Höhen und Tiefen, einschließlich einer Party, die zu Julies psychedelischen Halluzinationen führt. Doch die Beziehung wird auf die Probe gestellt, als Eivind eine Kurzgeschichte von Julie findet und sie fälschlicherweise für autobiografisch hält, was zu einem heftigen Streit führt. Parallel dazu erfährt Julie von Aksels unheilbarer Krebserkrankung, was alte Gefühle wieder aufleben lässt und sie zwingt, ihre vergangenen Entscheidungen zu überdenken.
Die Nachricht von ihrer Schwangerschaft bringt Julies Leben erneut ins Wanken. Der Besuch bei Aksel im Krankenhaus und seine liebevollen Worte trotz der eigenen Sterblichkeit lassen Julie über das Muttersein und ihre Fähigkeit dazu nachdenken. Ihre Angst vor der Zukunft und die Entscheidung, die Schwangerschaft vielleicht nicht fortzusetzen, werden jäh unterbrochen durch den Verlust des Kindes. Im weiteren Verlauf findet Julie als Set-Fotografin bei einem Filmprojekt eine neue Richtung. Als sie Eivind mit einem Baby sieht, reflektiert sie über die vergangenen Geschehnisse und ihre Entwicklung. Julies Reise ist geprägt von Selbstfindung, Liebe und Verlust, während sie lernt, mit den Unwägbarkeiten des Lebens umzugehen.
In „Der schlimmste Mensch der Welt“ kehrt Joachim Trier zu seinen Anfängen zurück und schließt damit eine Trilogie ab, die sich mit den Lebenswegen der Osloer Oberschicht beschäftigt. Julies Lebensgeschichte, die durch verschiedene Karrierewege und Liebesbeziehungen mäandert, wirft ein Schlaglicht auf die Entscheidungsschwierigkeiten ihrer Generation. Der Film fängt gekonnt das Gefühl des Überwältigtseins von den vielen Möglichkeiten ein, die sich der modernen Jugend bieten. Trier stellt dabei nicht nur die persönlichen Konflikte Julies dar, sondern kommentiert auch breitere gesellschaftliche Trends.
Die Kombination aus visuellen Innovationen, wie animierten Sequenzen, und einem Soundtrack, der die Stimmung perfekt einfängt, macht den Film zu einem Erlebnis. Trier nutzt diese Elemente, um die innere Zerrissenheit seiner Protagonistin zu veranschaulichen. Renate Reinsves beeindruckende Leistung als Julie verleiht dem Film zusätzliches Gewicht. Ihre Darstellung einer unentschlossenen, suchenden jungen Frau ist das Herzstück des Films. „Der schlimmste Mensch der Welt“ ist damit eine zeitgemäße Reflexion über Identität, Liebe und die Suche nach einem erfüllten Leben in einer immer komplexer werdenden Welt.
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